Nach Zeitraum suchen

von 
bis 
SUCHE ZEITRAUM
Bestandskatalog PDF

Brief (Transkript)

Gustav Böker an seine Eltern am 16.9.1941 (3.2002.0966)

 

In Rußland, d. 16. Sept. 1941


Nr. 15

Ihr Lieben!

Für Euren Brief v. 25.8. meinen herzlichsten Dank. Wie ich aus dem Brief ersehe, sieht es bei Euch mit dem Wetter und der Ernte nicht gerade gut aus. Hier regnet es auch des öfteren und ist es auf diesen losen Wegen sehr schlecht zu fahren. Dann wird oft ein starker Fluch ausgestoßen.
Dann haben also Heinz Hotopp u. Otto Heuer 3 Wochen Urlaub? Diese beiden sind sicherlich auch nicht in Rußland. Na, wenn ich erst einmal 3 Wochen Urlaub habe, dann wird aber die Zeit ausgenutzt. Leider muß ich Euch noch eine sehr, sehr traurige Mitteilung machen. Mein Freund Hermann Heuer ist am 12. Sept. bei Ostev (nördlich Kiew) gefallen. Ich habe es denselben Tag noch durch Heise, Stedendorf, der bei den Sanitätern ist, erfahren. Er starb auf dem Hauptverbandsplatz in Ostev. Sollte dort noch nichts bekannt darüber sein, so erzählt das, bitte, noch nicht. Erst wenn es amtlich ist, könnt Ihr es vor Heuers meinetwegen sagen. Ja, er hat eben Pech gehabt. Glück, sogar eine ganze Portion, muß man schon haben, wenn man aus diesem Rußlandfeldzug heil und gesund herauskommen will.
Am 11.9. setzten wir endlich mit Schlauchbooten über die Desna. Am Sonnabend haben wir dann noch Verkehrsposten gestanden, denn es mußten noch 9 Div. nach uns über diesen Fluß. Somit erreichten wir die Stadt Ostev und fuhren am 14.9. über die Ostev. So sieht es augenblicklich aus.
Hoffentlich habt Ihr nun das Korn bald herein, sonst wünsche ich Euch noch gutes Wetter. Ich muß jetzt schnell schließen, denn es gilt noch eine Ente zu braten. Gerupft habe ich die „Antsche“ schon.
Mit den allerherzlichsten Grüßen verbleibe ich
Euer Gustav

Vor einigen Tagen sind bei uns 3 EK I und 9 EK II verteilt worden. An uns Kradmelder wird natürlich nicht gedacht. Ich bin auch zufrieden, wenn ich mit heilen Knochen zurückkomme.
d.o.

 

top