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Brief (Transkript)

Gustav Böker an seine Eltern am 9.9.1941 (3.2002.0966)

 

In Rußland, d. 9.9. 1941


Nr. 14

Ihr Lieben!

Für die Karte v. 22. 8. herzlichen Dank. Den Brief v. 7.8. habt Ihr erhalten, wie ist es denn mit dem Brief v. 1.8., habt Ihr den noch nicht bekommen?
Als ich das letzte Mal schrieb, war ich noch beim Regimentsgefechtsstand I.R.50. Dort war ich noch bis zum 4. Sept. Es waren einige schöne Tage. Wir hatten einen Bunker, in dem wir prima geschlafen haben. Verpflegt wurde ich dort auch mit und wenn die Portionen nicht reichten, haben wir uns in einer kl. Feldküche selbst etwas zurechtgemacht.
Am 4.9. stieg der Angriff v. 4 Div. Wir machten etliche Kilometer weiter vor, und jetzt liegen wir wieder dicht vor der Desna. 2 Div. sind schon übern Fluß. Wir werden wohl morgen starten. Hier hatten wir große Wälder noch zu durchkämmen. An einem Tage machte unsere Div. 700 Gefangene. Eine große Anzahl der Gefangenen war neu eingekleidet und erst 14 Tage Soldat. Ich glaube jetzt doch, daß es mit dem Russen nun bald aus sein wird. Meine kühnsten Hoffnungen sind ja, daß Mitte Oktober der Krieg hier aus ist, und ich meinen Geburtstag im friedlichen Osten oder gar in Deutschland feiern darf. Da kann man nur das Beste hoffen und wünschen. Unser Div.Kdr. Generalleutnant Stapf wird ja nun hoffentlich auch bald genug haben, denn er hat gestern vom Generalfeldmarschall v. Reichenau persönlich das Ritterkreuz überreicht bekommen. Er hat es natürlich auch ehrlich verdient. Unsere Div. ist ja auch die Div. der Armee. Das hat auch der Ritterkreuzträger, ein Major, von der Sturmgeschützabtlg. 191 gesagt.
Gestern hatten wir ja nun Sonntag und gleichzeitig 11 Wochen Einsatz in Rußland. Es war ganz angenehmes sonniges Wetter. Aber eins hat uns doch noch an Sonntag erinnert und zwar ein Pilzgericht. Wir haben nämlich zur Feier des Tages Pilze gegessen. Heute morgen wurden wir um 1/2 6 Uhr ganz unsanft geweckt. Schlugen doch ca. 100 m von uns weg einige Fliegerbomben ein. Es war tatsächlich nicht gerade erfreulich.
Dann muß ich Euch noch etwas mitteilen. Ich glaube es ist gut, daß ich damals aus dem Zugtrupp kam. Denn durch einen Arieeinschlag ist am 29.8. der Fahrer meiner ehem. Maschine gefallen und das Krad völlig ausgebrannt. Genau so konnte ich es gewesen sein, Schicksal!?!
Sonst ist alles in Ordnung. Essen schmeckt immer noch. Gesundheitlich geht es auch ausgezeichnet.
Herzliche Grüße
Euer Gustav.

Hebt Ihr die Briefe auch prima u. ordentlich bei Oma im Schrank auf. Hoffentlich tut Ihr dieses, ist es doch späterhin eine prima Kriegserinnerung und gleichzeitig eine Art Tagebuch. d.o.

Zigaretten rauche ich immer noch nicht, ich verschenke diese immer an gute Kameraden

 

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