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Brief (Transkript)

Gustav Böker an seine Eltern am 14.7.1941 (3.2002.0966)

 

In Rußland „Paradies“, d. 14. VII. 1941



Ihr Lieben!

Schon wieder ist ein Sonntag dahin und es sind 3 Wochen Krieg gegen Rußland. Ich sprach jetzt gerade mit verschiedenen Kameraden der Infanterie, die in Frankreich dabei waren. Die erzählten mir: „Frankreich war garnichts gegen Rußland!“ 1.) sind hier die schlechten Straßen 2.) Ist Rußland ein an Fläche großes Land. 3.) Gibt es hier an Essen nichts zu organisieren, weil die Leute selber nichts haben. 4.) Läuft der Russe nicht so schnell über, wie der Franzose. Der Russe ist nämlich sehr zäh und verhetzt. Die glauben alle, wenn sie in deutsche Gefangenschaft kommen, werden sie erschossen. Vor einigen Tagen wurden z. Beisp. wieder ein paar russ. Flugzeuge abgeschossen. Die Besatzung sprang mit Fallschirmen ab, aber alle erschossen sich sofort.
Gestern am Sonntag war einmal wieder ein fürchterlicher Regen. Natürlich vom Sonntag wieder nichts zu spüren. Ich sage Euch, wenn Ihr hier dieses Elend im „Paradies“ nicht selber seht, könnt Ihr es garnicht glauben. Die Leute beackern Ihr Land für die Allgemeinheit, somit haben diese Bewohner auch nicht sehr viel Interesse an einer guten Ernte. Die hausen hier noch schlimmer, wie in Polen.
Im übrigen waren wir für ein paar Tage abgelöst. Gestern sollte ein Ruhetag sein, wurde aber am Sonnabendabend schon wieder abgesagt, und die Kompanie marschierte weiter bei Dunkelheit. Wir sind jetzt dem I.R.50 zugeteilt, Hermann Heuer, der in der 6. Komp. ist, habe ich leider noch nicht gesehen.
Hoffentlich habt Ihr inzwischen schon einmal Post bekommen. Mit geht es gut. Wenn ich auch manchmal fürchterlich fluche, wenn ich mit dem Krad im Dreck stecke und komme nicht weiter oder rutsche, so sage ich mir immer, das ist nur ein Vorübergang.
Ich hoffe ja, das dort auch alles gesund ist und es Oma wieder besser geht. Von Euch habe ich leider noch keine Post erhalten, seitdem Krieg ist. Was gibt es dort Neues? Bisher haben wir 2x Post bekommen. Mit den besten Grüßen an Euch Alle und Fam. Bartels, schließe ich
Euer Gustav.

Vor einigen Minuten sah ich mir wieder einen Angriff unserer Stukas an. Wie die sich auf das erspähte Ziel stürzen und dabei die Sirenen heulen, ist einfach herrlich. Unsere Jäger holen auch täglich einen russ. Flieger nach dem anderen herunter. So macht das auch Spaß und Rußland muß ja bald kaputt sein.
d.o.

 

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