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Brief (Transkript)

Gustav Böker an seine Eltern am 22.6.1942 (3.2002.0966)

 

Im Felde, den 22. Juni 1942


93)

Ihr Lieben!

Heute vor einem Jahr sind wir in Rußland hineingefahren. Ich kann Euch sagen, das war damals ein langer Tag. Um _ 9 Uhr fuhren wir über den Bug. Und jetzt sind wir nun schon 1 Jahr im Arbeiter-Paradies. Wer hatte das damals gedacht? Wie viele andere, hatte ich auf ca. 4 Wochen Krieg getippt. Und wie anders ist alles gekommen. Mit so einer militärischen Macht Rußland hatte keiner gerechnet. Ich glaube, wenn uns am 22.6. 41 jemand gesagt hätte: „Ihr sind in 1 Jahr noch in Rußland“, die hätte wir bestimmt für verrückt erklärt.
Es ist nun einmal Wirklichkeit geworden. Wir stehen immer noch in Rußland. Und wer weiß, wie lange noch.
Ich gebe diesen Brief einem Urlauber mit, dann kommt er doch schneller an. Gestern, Sonntag, war ich im Variete. Es spielte unsere Frontbühne in Gegenwart unseres Generals. Dort habe ich dann auch Herbert Krummwiede getroffen, die liegen augenblicklich noch in „Ruhe“.
Euren Brief vom 7. VI. habe ich mit Dank erhalten. Also, Marken für 2 Pfd. Pakete gibt es bisher noch nicht. Jeden Monat dagegen, erhalten wir Luftpostmarken.
Jetzt will ich noch einmal auf Bilder von Rußland zu sprechen kommen, die ich bisher bestellt habe. Die Bilder von W. Krüger habe ich mit Luftpost vorgestern abgeschickt. Dann kommen noch Bilder von O.-Feldw. Küchler und von Wagner, die kommen von Brschwg. Bezahlt also alles.
Für heute sonst nichts Neues. Es geht mir immer noch prima.
Frdl. Grüße sendet Euch nun
Euer Gustav

 

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