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Brief (Transkript)

Gustav Böker an seine Eltern am 27.6.1941 (3.2002.0966)

 

In der Ukraine, am 27. VI. 1941



Ihr Lieben!

Heute haben wir einmal einen Ruhetag, sodaß ich wieder einmal schreiben kann. 5 sogenannte Kampftage haben wir hinter uns. Mit dem Feinde sind wir aber noch nicht in Berührung gekommen. Er zieht es scheinbar vor, sich frühzeitig immer zurückzuziehen. Verluste haben wir daher noch nicht gehabt.
Gestern hatten unsere Aufklärungsflugzeuge Panzeransammlungen festgestellt. Daher sind dann sämtliche Paks in Feuerstellung gegangen. Leider sind die feindl. Panzer dann nicht gekommen. Schade, wir hätten gern einmal etliche Panzer abgeschossen. Jetzt sind wir, d.h. unsere Division ungefähr 100 km in Feindesland. Hier ist genau derselbe Boden wie in Oberg. Die Ukraine können wir bestimmt gut gebrauchen. Was denkt Ihr wohl wie wir teilweise von der Bevölkerung herzlich begrüßt werden. Einige steckten uns Blumen an die Fahrzeuge, andere gaben uns Buttermilch, dicke Milch oder Weißbrot. Ja, die Ukrainer sind tatsächlich deutschgesinnt, ich hatte dieses bestimmt nicht erwartet.
Unser Vormarsch ging bisher von Wyslawiece (das liegt in der Nähe von Zamosc – Polen) über Radowicze – Radomysl – Tergowice. Wir sind über die Stadt Luck, die hier einige zig km von hier seitlich schon hinaus.
Ich rechne ja damit, daß dieser Krieg gegen Rußland nicht allzulange dauert (4 Wochen?) Es kann ja auch anders kommen, wer weiß?
Mit der Sorge wegen Kradmelder, das kann nicht schlimm werden, verunglücken kann man allewärts bei, wenn es gerade so kommen soll. Auf den Bildern stehe ich nicht immer drauf, das macht aber nichts, es soll doch eine Erinnerung später einmal sein.
Ich hätte beinahe vergessen, mich für den Brief v. 15.6. zu bedanken. 10 Tage war er unterwegs. Im übrigen ist noch alles klar ich bin schon prima braun.
Mit vielen Grüßen verbleibe ich
Euer Gustav

 

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