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Brief (Transkript)

Gustav Böker an seine Eltern am 23.6.1941 (3.2002.0966)

 

In Rußland, den 23. Juni 1941


1600 Uhr

Ihr Lieben,

Am Sonntagmorgen seid Ihr doch bestimmt sehr erstaunt gewesen, als Ihr vom Beginn der Kampfhandlungen gegen Rußland hörtet. Vielleicht könnt Ihr jetzt auch verstehen, warum ich den Ort unseres Aufenthalts nach dem Stellungswechsel von Bialogon Euch nicht geschrieben habe.
Von Bialogon sind wir am 6. Juni 1941 abgefahren und am 12. Juni an der russischen Grenze gelandet. An 3 Tagen sind wir gefahren, sonst hatten wir in den einzelnen Orten Aufenthalt. Die Strecke betrug ungefähr 450 km. Die Fahrtstrecke verlief von Bialogon – Kielce . Sandomierz – Nisko – Zamosc – Typovce – Wyslawiece. In Wyslawiece hatten wir unsere Fahrzeuge stehen. Die Kompanie lag an verschiedenen Tagen an der Grenze. Verschiedene Geschütze standen ungefähr 100 m von der Grenze. Wenn wir nicht in Stellung waren, mußten wir Blenden bauen, damit der Russe nicht eine wichtige Aufmarschstraße einsehen konnte.
Am Sonnabendabend mußte ich mein Krad dann mit in Stellung nehmen. Ich mußte das Krad an diesem Abend ungefähr 2 km schieben. Daß ich hierbei tüchtig geflucht habe, könnt Ihr Euch wohl denken. Das Fahren war verboten, damit der Russe nichts merkte und hören sollte. Da wußten wir ja schon genug. Und am Sonntagmorgen 3.15 Uhr ging dann das Theater los. Somit war der Tag unseres ersten Einsatzes gekommen. Jetzt sind wir einige zig km in Rußland drin. Hoffentlich geht alles so weiter, dann wird es nicht allzulange dauern. Die Straßen oder Feldwege sind ziemlich schlecht hier. Und dann der Staub, wir sehen immer ziemlich dreckig aus. Das ist aber noch besser wie Regen, denn dann sieht es hier nicht rosig für unsere Fahrzeuge aus.
Mir geht es immer noch gut und bin immer noch ganz gesund. Hoffentlich könnt Ihr dasselbe auch von Euch behaupten.
Vor ein par Tagen und auch heute habe ich Emil Neukirch begrüßt. Das 1. Mal kam ich aus unserer Stellung und heute bin ich mit meinem Krad an ihm vorbeigefahren.
Es grüßt Euch alle, sowie Fa. Bartels
Euer Gustav

Haltet den Daumen!

 

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