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Brief (Transkript)

Kurt Miethke an seine Ehefrau am 18.4.1944 (3.2002.0912)

 

18. IV. 44



Mein liebes Ditalein!

Nun ist wieder mal Zeit und Gelegenheit ein paar Zeilen zu schreiben. Noch zwei Tage und wir sind am Ziel. Es soll Reni in Bessarabien sein, aber vielleicht geht es doch noch weiter. Inzwischen ist es Frühling geworden und an manchen Tagen ganz schön warm, da kannst Du Dir denken, was wir an Strapazen ausgehalten haben. Wir sind nun glücklich aus dem Dreck heraus gekommen und Du brauchst Dir keine Sorge zu machen. Hast Du denn schon Post bekommen, ich habe einige male geschrieben, aber man weiß ja nicht ob es alles ankommt. Ich weiß ja nun garnicht, was zu Hause los ist. Aber ich denke doch, das nichts passiert ist und noch alles so ist, als ich zu Hause war. Mein liebes Süßes, Du wirst wohl so manches mal auf Post gewartet haben, aber leider ließ es sich nicht anders machen. Du weißt doch, wenn es sich machen ließe, hätte ich schon geschrieben, denn auf solchen Rückmarsch ist nicht alles so, wie es sein soll. Ich kann Dir das alles nicht so schreiben, was alles vorkommt. Man liegt wie eine Sau in den dreckigsten Ställen herum, die Läuse wird man nicht mehr los und fressen einen bald auf. Es ist nur ein Glück das es zum Sommer geht. Wir sind hier durch ganz schöne Gegenden gekommen viele Berge und reizende Täler, zumal jetzt alles grün ist. Alle Sorten Menschen leben hier in Bessarabien. Mongolen Arabier Ukrainer Türken Rumänen und Bulgaren, und noch andere. Die Araberfrauen das Gesicht mit Tüchern verhüllt, damit man wahrscheinlich ihre „Schönheit“ nicht sieht. So gibt es hier allerhand Sitten und Gebräuche worüber man sich wundert. Jedenfalls sind die Häuser und Menschen sauberer als in der Ukraine. Spinnchen, was denkst Du wieviel Wein ich hier schon getrunken habe, es waren manchmal edle Tropfen bei. In diesen Land gibt es noch alles, was man sich denken kann. Leider dürfen wir nichts schicken. Man behandelt uns ja freundlich, aber trotzdem, viel halten die Menschen nicht von uns, man kann das ja verstehen. Nie haben sie ihr Haus für sich, immer ist Einquartierung. Wie sieht es nun bei euch aus, warst Du wieder in Neuendorf? Hat Herbert wieder mal von sich hören lassen und wo steckt er eigentlich. Wir haben seit einen Tag Ruhe und liegen in Bolgrad, morgen gehts wieder weiter. Ich muß ja sagen, trotz aller Strapazen bin ich noch immer gesund geblieben, wenn auch manchmal die Beine schwer wie Blei sind. Ich will das gerne alles in Kauf nehmen. Die Hauptsache ist, Du bleibst mir auf dem Posten und wir sehen uns gesund wieder. Noch ist ja der Urlaub für den Südabschnitt gesperrt, aber vielleicht ist der Krieg ja bald zu Ende, und darauf wartet wohl jeder. Herzchen Sehnsucht habe ich schon wieder genügend nach Hause mir ist es, als wäre ich vor einem Jahr in Urlaub gewesen. Na vielleicht sehen wir uns schneller, als wir denken. Ist Klingsporn noch zu Hause? Und wie steht es mit dem Zuwachs bei Juppchen’s. Wenn Juppchen mal da ist dann frage ihn doch mal, ob er Bruno Mai kennt. Der ist in meiner Komp. und läßt ihn schön grüßen. War Vater wieder mal da? Was macht Deine Arbeit, bist Du noch da, oder hat sich schon was verändert? Wie geht es Hanna? So Herzchen, jetzt habe ich wohl wieder eine ganze Masse zurecht geschnattert und ich weiß im Augenblick nichts rechtes mehr. Wollen wir nur noch hoffen das der Krieg ein recht baldiges Ende hat und wir nach Hause können. Nun mein liebes Süßes, wünsche ich Dir alles Gute und recht herzliche Grüße sowie viele liebe Küsse von
Deinem Süßen.
Gruß an Hanna u Ludwig sowie Herbert Ostern waren wir auf dem Marsch und ich konnte nicht mal einen Ostergruß ausrichten

Also leb wohl meine Gute

 

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