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Brief (Transkript)

Kurt Miethke an seine Ehefrau am 9.11.1941 (3.2002.0912)

 

9.11.1941



Mein liebes kleines Herzchen!

Heut ist nun wieder der Tag wo immer sehnsüchtig auf Post gewartet wird. Es war ja wieder ein Briefchen und die Zeitungen von meinem Spinnchen bei. Und man ist wieder froh wenn man weiß wie es zu Hause alles geht. Liebes Herzchen das Paket ist leider noch nicht angekommen aber das dauert mitunter sehr lange. Denn hier kommen Päckchen an, die schon 12 Wochen unterwegs sind. Mit unserem schönen Leben ist es jetzt auch wieder aus, denn wir haben jetzt Heeresverpflegung und da gibt es eben weniger. Und das schöne Geld fällt auch weg. Aber ich habe noch genügend und da kann ich mir immer noch was zu kaufen. Also hungern brauche ich nicht. Ich habe mir bald so etwas wie Greten gedacht, als sie damals so klug redete. Es wird ja dann auch alles ein bischen anders aussehen bei ihnen. Na und Mutter kannst Du Dir ja vorstellen, wird wohl nicht sehr erbaut davon sein. Hermänchen wird dann singen: Großmütterchen. Von mir aus wünsche ich Ihnen alles Gute. Diese Zeit wird ja auch mal bei uns kommen. Freust Du Dich schon darauf? Was andere können machen wir schon längst. Denn ganz ohne Kind ist es auch nicht schön. Aber erst muß einmal der Krieg zu Ende sein. Mit Lück da kann man mal sehen was das für fürnehme Leutchen sind. Da hat er ja eine Nuß zu knacken. Mit unseren Rauchwaren sind wir ja nun schon schlecht dran. Die Voräte sind bei allem aufgebraucht. Vielleicht kommt bald das Päckchen an. Ja den Film können wir hier gut gebrauchen, denn es gibt hier allerlei zum knipsen. Ich freue mich mit Dir das die Bildchen Dir gefallen und wenn die großen erst ankommen wirst Du wohl noch mehr Freude haben. Ich schicke sie mit diesem Brief ab. Es sollte ja schon vorgestern sein aber es lies sich nicht so machen. Da kann ich Dir dann noch mehr beobachten was Du so treibst. Und mehr sündigst Du, dann springe ich aus dem Rahmen. Du wirst lachen, aber Spaß muß sein. Das der Gummibaum so schön wächst wird wohl an Deiner guten Pflege liegen. Ja ohne Flachs. Laß ihn nur nicht erfrieren. Wie ich eben erfahre sollen 8 Mann zurück nach Rowno. Hoffentlich bin ich nicht dabei. Unser Feldwebel war eben bei uns, und hat gesagt er wird uns schon verteidigen denn auch er kann nur gute Soldaten gebrauchen auf die er sich verlassen kann wenn not am Mann ist. Da meint er unser Kleeblatt Gräbsch, Szepanski und meine Wenigkeit. Er hatt uns noch jeden eine Zigarette gegeben weil wir nichts mehr zu rauchen hatten. Ja, das ist ein wirklicher Kamerad. Unser Lager füllt sich jeden Tag mehr. Wir wollten gerade unsere Sachen putzen, da kam Alarm und es kamen wieder 1500 Russen an. Das waren die reinsten Jammergestalten. Für unsere Sicherheit wird auch gesorgt denn wir haben jetzt mehrere M.G. Türme und wehe wenn sie angeben dann hagelt es blaue Bohnen. Mit der Strickjacke laß mir noch denn wir kriegen jetzt bald gefütterte Hosen und Unterzeug. Der Winter hat hier schon ganz nett angefangen, denn es schneit jeden Tag. Es ist ein sehr ungesundes Wetter. Aber ich halte mich immer schön warm und da werden wir das schon überstehen. Nur des Nachts ist es eben erbärmlich kalt und ich denke, wenn ich nur erst wieder in meinem Bett liegen könnte. Gestern bin ich so lang ich war in den Dreck gefallen, habe wie ein Mohr ausgesehen. Bis auf die Haut naß, da kannst Du Dir denken wie ich geflucht habe. Habe dann den Dreck erst abgekratzt und alles zu trocknen aufgehängt. Denn wenn es hier schneit dann gibt es einen […] hohen Dreck. Heute gab es einen selbstgebackenen Kuchen. Wie in Friedenszeiten das wird ein feiner Sonntagmorgen werden. Vor allen Dingen haben wir ein herrliches Quartier es wäre schade wenn wir hier weg müßten. Vater hat noch nichts von sich hören lassen Morgen Mittag müssen wir wieder auf Wache ziehen bis Montag Mittag. Das ist dann unser Sonntag. Ich glaube ich habe Dir nun das meiste berichtet. Morgen will ich mal sehen ob ich zu ein paar langen Stiefeln komme. Jetzt wird noch schnell ein Apfel gegessen und ab geht s in die Klappe. Nun leb wohl mein kleines teures Herzchen und laß es Dir recht gut gehen und sei vielmals gegrüßt und geküßt von
Deinen Kurt.

 

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