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Brief (Transkript)

Kurt Miethke an seine Ehefrau am 8.6.1942 (3.2002.0912)

 

8.6.1942



Meine liebe Süße!
Ich wollte Dir ja schon gestern ein Briefchen schrieben, aber ich bin nicht zu gekommen. Und Außerdem war ich sehr müde. Bei uns ist jetzt ein herrliches Wetter. Paul hats ja gut getroffen mit dem Urlaub er hat sich ja auch richtig gefreut, denn 10 Monate war er nicht zu Hause. Es geht ja jetzt mit dem Urlaub weiter, da kann ich ja auch rechnen. Szepanski und alle anderen sind zurück gerufen worden das sind die, welche vom Transport Urlaub erhalten haben. Na der Edmund Grp. hat immerhin noch 15 Tage gehabt. Die Zurückberufung hat weiter keine Bedeutung. Wie geht es so bei Dir ich glaube das Essen wird wohl recht knapp sein, aber es ist ja nun nicht zu ändern, und jeder muß eben das Opfer auf sich nehmen. Denn würden wir den Krieg verlieren, ich glaube sie würden uns alle umbringen, denn hier sieht man erst so recht den Haß der Bevölkerung. Ich glaube es gibt bei Euch genug die dämlich quatschen und deswegen bestraft werden und ins Konzertlager wandern. Wir alle haben hier die größten Strapazen auszuhalten und manchmal schmeckt es uns auch nicht, aber es muß eben ausgehalten werden. Laß Dir durch dieses blöde Gequatsche nicht mal dazu hinreißen und mach es nicht wie viele andere, denn dadurch wird es auch nicht anders. Und wenn es noch so gute Bekannte oder Freunde sind. Denn man kann nie wissen, ob sie einen nicht bei günstiger Gelegenheit anscheißen. Zum Beispiel der Versicherungsonkel mit seinem dummen Geschwätz. Antworte ihnen einfach es ist eben Krieg und da muß sich eben jeder einschränken und das wir diesen Krieg gewinnen müssen wird ihnen klar sein. Und wenn sie davon nicht überzeugt sind, dann müssen sie mal nach dem Osten gehen da werden ihnen die Augen geöffnet. Also Herzchen, beherzige meine Worte, denn wir wollen uns durch solchen Kram nicht ins Unglück stürzen nicht wahr. Otto Brückmann schrieb mir auch das Willi gefallen ist. Es ist schade um den armen Kerl. Heute gehe ich zur Nachtverstärkung. Da brauche ich nur 2 Std. stehen und habe den ganzen Tag frei. Ja das sind so die kleinen Vorteile der Gefreiten. Ömichen ist auf Transport nach Polen Wir haben viel Arbeit hier, denn jetzt kommen immer neue Gefangene von der Front. Wilde Gesellen sage ich Dir. Du würdest Angst bekommen. Wir kriegen hier des öfteren Fische lebend. Da habe ich mir einen Tag prima Schleie gebraten, es ist schade, das ich Dir davon nichts abgeben konnte. Ja man muß sehen wo man bleibt. Im Besitzt von 25 Eiern bin ich auch das Stk. kostet 25 ch. Ich würde Dir ja gern welche schicken aber dann sind sie alle entzwei. Arthur und auch Grete lassen nichts von sich hören. Bei Arthur verstehe ich das ja, aber Grete wird wohl eingeschnappt sein auf en Brief. Na ist egal. Was macht eigentlich die Johanna ist sie immer noch so aufgeregt wie früher. Wenn es wieder mal so ist, dann sage ihr man, sie soll es so tun wie ich, denn ich habe hier die Ruhe weg, mich können sie alle nicht an die Wimpern klimpern. So meine kleine Taube der Brief ist doch noch lang geworden. Jetzt werde ich schließen und weiterhin alles Gute und herzliche Grüße sowie viele, viele liebe Küsse
sendet Dir Dein Kurt

 

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