Nach Zeitraum suchen

von 
bis 
SUCHE ZEITRAUM
Bestandskatalog PDF

Brief (Transkript)

Kurt Miethke an seine Ehefrau am 15.1.1943 (3.2002.0912)

 

Kriwoj-Rog d. 15.1.43



Meine liebe Dita!

Erhielt gestern das Päckchen mit den Handschuhen Batterie sowie dem Garn[?]. Ebenso deinen lieben Brief vom 1.1. Habe meinen herzlichsten Dank dafür. Die Handschuhe kamen gerade zur rechten Zeit, denn bei uns herscht jetzt eine entsetzliche Kälte, da helfen selbst dicke Wachmäntel nicht. Wir brauchen zwar nur eine Stunde zu stehen, aber das langt uns gerade zu, denn dann ist man erstarrt. Ich weiß ja auch nicht wo das noch hinführen soll. Ich muß ja sagen , so einigermaßen halte ich es ja aus, aber es gibt eine ganz Masse Kameraden die wimmern vor der grausigen Kälte. Viele haben sich schon Nase und Ohren erfroren ebenso das Gesicht. Mir ist auch so, als ob ich im Gesicht was weggeholt habe. Das alles trotz Ohren und Kopfschützer. Ist es bei Euch auch so kalt? Na der Winter wird auch vergehen allzu lange kann es ja nicht mehr dauern denn wir haben ja schon mitte Jan. Du fragst ob das Kleeblatt zusammen befördert ist, das ist doch man klar, das schon wegen den Neid der andern. Meine Puffer von denen ich Dir schrieb, haben ganz vorzüglich geschmeckt, dazu gab es noch Pudding. Es war wie zu Hause. Da hast du mir gefehlt. Dann wäre ich gleich mit dir ins Bett gehopts, so stark war ich danach Wenn ich komme Spinnchen, dann werde ich dich aber piesacken, alle Schliche bringe ich dir dann bei. Machst du dann mit? Oder bist du dann noch so verschämt wie früher? Nun staunst du wohl Spinnchen wie verdorben ich bin. Aber ein bischen müssen wir noch warten. Ich denke ja das es im Feb. was wird. Was Liselotte da denkt vom ihrem Mann von wegen der Frauen. Wenn du das hier sehen würdest was sich hier tut, dann kommt bei dir bestimmt der Ekel an. Die Sache ist an sich sehr traurig, denn die meisten Bewohner haben kaum was zu essen, und da geben sich diese Frauen eben wegen ein Stück Brot hin. Natürlich ist das für viele ein gefundenes Fressen. Selbst bis 60 Jahren sind darunter, von den jungen nicht zu sprechen. Vielleicht liegt das auch so in der Art dieser Menschen, denn das soll früher auch nicht viel anders gewesen sein als die Russen noch hier hausten. Daher auch die vielen Krankheiten bei ihnen. Ich für meine Person danke bestens davor, denn wo vielleicht 20 andere vorher rumgeruckelt haben ist es bestimmt alles andere als ein Genuß. Darum brauchst du dich bestimmt keine Sorgen zu machen. Und soviel Vertrauen wirst du auch sicher zu mir haben glaube ich, denn ich habe auch soviel Vertrauen zu dir. Sieh mal ich kann mir auch vorstellen wie es bei Euch aussieht, da wird es auch nicht viel anders sein, denn die Zeit ist lang wo die Männer weg sind und manche Versuchung wird an Euch Frauen heran treten. Und wenn eine Frau nicht ganz tacktfest [?] ist dann ist es um ihr geschehen, man erlebt das hier oft genug an Kameraden und am Ende steht ein großer Jammer. Das bringt das Theater doch bestimmt nicht ein bin ich der Meinung. Und wenn so eine Ehe doch zusammen bliebe, ein Stachel bliebe doch für immer zurück. Du wirst nun sicher sagen Spinnchen, jetzt kriegt moralische Anwandlungen und will mir die Moral predigen. Aber man kann sich doch auch davon mal unterhalten. Ist es nicht schlimm wenn eine Frau wie Liselotte um ihren Mann bangen muß in dieser Sache? Ich glaube da haben wir es besser ich sage immer Vertrauen gegen Vertrauen und dann ist alles viel besser zu ertragen Spinnchen wenn du mich heute hier sehen würdest, dann käme dir bestimmt ein Lachen an, denn ich bin wie ein Weihnachtsmann vermummt Große Filzstiefel an den Beinen einen noch größeren Mantel ein dicken Schal um den Hals lange Fausthandschuhe an den Fingern, aber trotzdem noch kalt. Es fehlt nur noch die Zippelmütze. Ich weiß ja was mich erwärmen könnte, das wärst du in diesem Falle. So mein liebes gutes Herz ich will jetzt schließen denn in 1 Std. muß ich wieder raus ins feindliche Leben. Mir graust schon im voraus. Hier wünsche ich Hermännchen her, der würde in den ersten 24 Std. eingehen. Gesund und munter bin ich immer noch, das einzige was mir fehlt, bist du liebes Herzchen. Ich wünsche Dir nun alles Gute, verbunden mit den herzlichsten Grüßen und viele viele liebe Küsse sendet dir
Dein Kurt

 

top