Nach Zeitraum suchen

von 
bis 
SUCHE ZEITRAUM
Bestandskatalog PDF

Brief (Transkript)

Kurt Miethke an seine Ehefrau am 21.6.1942 (3.2002.0912)

 

Kowel d. 21.6.42



Meine liebe Dita,

Ebend bin ich von unsrer Reise zurückgekehrt, denn wir haben wieder einen 6tägigen Transport hinter uns. Du wirst Dich sicher gewundert haben das Du keine Post erhälst. Aber Du weißt ja, bei der Gelegenheit hat man nicht immer Zeit zum schreiben. Eine Karte habe ich Dir geschrieben aus Prczemyschel. Wir sind bis an die ungarisch-rumänische Grenze gewesen. In südlicher Richtung über Chirow. Etwas herrlicheres von Gegend habe ich noch nicht gesehen. Stunden um Stunden krochen wir mit dem Zug die Berge hinauf. Ich glaube es waren die Ausläufer der Karpathen. Dort möchte ich schon wohnen so schön ist es da. Wir hatten dreitausend Gefg. aber es ging alles glatt und haben sie auch alle hingebracht. Außerdem gabs dort ein wunderbares Bier wie ich es schon lange nicht mehr getrunken habe. Zurück gings über Przemischel – Lemberg. Da kann man vielleicht Elend sehen, was diese Menschen dort ertragen müssen. In der Heimat braucht keiner zu denken, das das alles schon etwas ist, was er aushält. Hier liegen diese Menschen schon von Mittag ab auf dem Bhf herum, um nur einen Platz für die Nacht zum schlafen zu bekommen. Natürlich alles durcheinander Frauen Mädels Kinder u. Männer die liegen dann die ganze Nacht aufr dem kalten Fußboden um wenigstens ein Dach über dem Kopf zu haben. Denn die Stadt ist zum größten Teil ein Trümmerhaufen. Und trocken Brot ist ihre Hauptnahrung. Außerdem werden sie noch mit der Peitsche bearbeitet. Wer das nicht mit eigenen Augen gesehen hat, kann sich davon kein Bild machen. Und in Lemberg ist es auch nicht viel besser. Dazu kommt noch eine ungeheure Teuerung. Hier spüren die Menschen den Krieg in seiner ganzen Härte. Es kostet ein Brot im Schleichhandel 20 – 35 M. Ehe wir abfuhren habe ich noch einen Brief von Dir vom 8.6. erhalten. Und heute lag Post in reichlichen Mengen vor, zwei Briefe von dir. Von Tante Frida eine von Greten und von Vater. Du kannst Dir denken wie ich mich gefreut habe. Vater schrieb mir sein Leid mit seiner Helene und das er bei Dir war. Es muß nun zugeben was ich für eine goldige Frau habe, er wünschte sich auch so eine. Und Grete schrieb mir das Artur kaputte Füße hat und er krank ist. Von ihm selbst habe ich noch nichts gehört. Einen Brief den ich an ihn schrieb, ist zurück gekommen. Ich soll neue Anschrift abwarten. Und Otto Klein ist am Eismeer. Den Brief mit Inhalt habe ich erhalten. Übermorgen kommt nun der Paul zurück. Dann ist die schöne Zeit auch vorbei. Was Du da schreibst, ob es das noch bei uns gibt, habe ich schon besorgt. Da wirst Du ja froh sein nicht wahr. Ja glaube mir ich habe auch große Sehnsucht nach Hause zu kommen. Aber die Zeit wird ja auch rankommen, man darf eben die Geduld nicht verlieren. Es geht eben alles zu langsam bei uns einige sind ja wieder gefahren und wenn die andern zurück sind, fahren wieder welche. Wollen mal sehen wie es wird. So das wäre nun alles. Gesund bin ich noch, was ich auch von Dir hoffe und nun viele herzliche Grüße und Küsse von
Deinem Kurt

 

top