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Brief (Transkript)

Kurt Miethke an seine Ehefrau am 16.5.1942 (3.2002.0912)

 

16.5.1942



Mein liebes Ditalein!
Da ich im Augenblick nichts anderes weiß, will ich Dir noch schnell ein kleines Briefchen schreiben. Das ich das Päckchen mit den Süßstoff und den Zigaretten erhalten habe, schrieb ich Dir wohl schon im letzten Brief. Von Frau Krawitz habe ich wohl auch ein paar Zigaretten bekommen. Von heute Mittag bis morgen Mittag werde ich auf Wache ziehen dann habe ich morgen Sonntag Nachmittag frei. Da werde ich wohl dann angeln gehen. Aber weißt Du die rechte Freude habe ich doch nicht daran. Es wäre schöner wenn ich bei Dir zu Hause sein könnte, und wir dann zusammen gehen könnten. Jetzt wird es auch bei uns alles schön grün und der Flieder fängt an zu blühen. Weißt Du, da ist die Sehnsucht nach Hause noch größer als im Winter. Vielleicht geht der Urlaub im Juni weiter, es sind gestern wieder zwei Mann gefahren, hoffen wir das beste, da wir bald dran sind. In unsere Junggesellenbude scheint heute die Sonne schön warm, aber es ist ein kalter Wind draußen. Es ist einen Tag große Hitze, am anderen wieder frisch. Ich glaube es wird wohl nicht richtig Sommer werden. Diese Nacht brauche ich wenigstens nicht draußen stehen, ich bin Melder da kann man dann doch etwas mehr schlafen. Denn jetzt bei dem Wetter knallt es jede Nacht wieder, denn das Russengesindel türmt jede Nacht. Außerdem werden wir wohl bald neuen Zugang kriegen, denn vorn rollte es schon wieder. Von Artur habe ich noch nichts wieder gehört. Herzchen jetzt werden die Pilze bald wieder wachsen, aber ohne uns. Vielleicht sind wir im nächsten Jahr wieder alle zu Hause, dann wollen wir alles nachholen, nicht wahr mein kleiner Matz? Bei uns im Garten wird fleißig gearbeitet das sieht garnicht wie eine Kaserne aus, eher wie eine Villa. Allerhand schöne Blumen werden gepflanzt, und Obstbäume stehen auch eine Menge drin. Laß nur den Mut nicht sinken Spinnchen, wenn der Krieg vorbei ist, werden wir uns auch so etwas schaffen. Es wird auch wieder Zeit, das man nach Hause kann, den ich träume reichlich oft von Dir Herzchen und außerdem ist es Frühling. Du weißt schon was ich meine, nicht wahr? Aber deshalb hintergehe ich Dich nicht. Es gibt ja viele, die hauen ab nach Strich und Faden. Und dann verlangen sie von ihrer Frau, das sie sich rein hält. Komische Einstellung was? Wenn ich schon dieses Dreckzeug hier sehe, unsauber und zerlumpt, dann habe ich schon genug. Ich verstehe nicht wie man an solche Weiber gehen kann, denn alle haben wahrscheinlich zu Hause schönere Frauen. Ich glaube Herzchen Dir wird es wohl ohne mir auch nicht leicht fallen, aber es ist doch nicht ändern und die Zeit wird auch wieder kommen wo wir zusammen sein können. Gesund und Munter bin ich noch was ich auch von Dir hoffe Ich wollte Dir gerne noch etwas Speck schicken aber ich konnte noch keinen auftreiben er ist jetzt sehr knapp geworden. Na vielleicht klappt es doch mal. So jetzt habe ich genug geplappert und ich muß Mittag holen es gibt „Kartoffelsuppe“ Sei Du mein Gutes recht herzlich gegrüßt und abgedrückt und noch einen extra für Sonntag
Dein Kurt

 

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