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Brief (Transkript)

Kurt Miethke an seine Ehefrau am 9.9.1941 (3.2002.0912)

 

Rowno d. 9.9.41



Meine liebe Dita!

Will Dir heute wieder ein paar Zeilen zu kommen lassen. Haben heute wieder Wache gehabt. Es war ganz schönes Wetter da geht es immer noch aber im Regen macht es keinen Spaß. Von Herbert Unger habe ich auch Post und Zigaretten erhalten. Artur hat mir die Fußlappen und einen Brief geschickt. Er schreibt das ihr nach Pilze gehen wolltet. Habt ihr recht viel gefunden oder warst Du nicht mit? Mit der Post ist es bei uns augenblicklich schlecht bestellt, denn es wird wohl wieder einige Zeit vergehen, ehe sie nachkommt. Das Du das Sofa wieder reingenommen hast ist schön denn bei Schulzens wird es doch nur kaputt gehen, haben sie nichts gesagt? Mit dem Urlaub kann ich Dir noch nichts bestimmtes sagen, da wir erst abwarten müssen bis die anderen zurück sind. Jetzt wird man immer reichlich müde von den vielen Wachen. Gestern haben wir seid 8 Tagen das erste mal seid einer Woche die Sachen ausgezogen. Schön was? Ja da spart man eben Arbeit. Umgezogen sind wir auch schon wieder aber es sind schöne helle Räume aber es wird hier sehr kalt werden. Eben bin ich beim Birnen und Äpfelessen denn davon gibt es hier alles in rauhen Mengen. Da kannst Du Dir denken was ich da reinhaue, denn Obst war ja schon immer meine Passion. Eine Waschfrau haben wir auch gefunden da brauchen wir wenigstens nicht mehr selber zu katern [?]. Das Hemd kostet 35 Pfg. Bei Gelegenheit kannst Du mir meine Leibbinde mitschicken denn es wird schon recht frisch. Ich wünschte ich könnte bald mal nach Hause kommen meine Gute, denn ich weiß gar nicht mehr wie ein richtiges Bett aussieht. Sind die Flieger wieder da gewesen oder habt Ihr jetzt Ruhe. Erwin Zucker ist noch zu Hause schreibt mir Gisela. Sie ist auch ganz zufrieden. Na ich gönne es ihm. Unsere Stadt hier ist zum Teil ganz schön zerschossen fast alle Läden sind noch zu und die Häuser sind meist elende Hütten. Da sieht man so richtig die Judenwirtschaft. Die Mauschelei auf dem Markt müßtest Du mal sehen. Uns wollen sie dann noch ausnehmen. Aber da kommen sie bei den Berliner Jungs richtig. Dann werden die Preise von uns gemacht und das zieht immer. Morgen ist wieder der Tag des Herrn da gibt es wieder Zaster. Aber ich habe noch 14 Mark. Da staunste wie sparsam ich bin. Ausgeben kann man hier nicht viel und Zeit hat man auch fast garnicht. Ausgehen tun wir überhaupt nicht. Am Tage können wir von 11 Uhr bis ½ 2 in die Stadt gehen aber meistens gehen wir garnicht erst weg. Im Moment ist bei uns Schreibstunde alles krakelt nach Hause. Das ist unsere schönste Beschäftigung. Du wirst sicher in den vergangenen Tagen auf Post gewartet haben, aber Du kannst Dir ja denken wenn man unterwegs ist geht das hier nicht. Unsere Fahrt war, wie ich Dir schon mitteilte nicht gerade sehr bequem in einem Viehwagen sind wir gefahren kalt und naß war es, gefroren haben wir wie die Hunde. Das haben wir aber auch überstanden und wenn alles vorbei ist, dann wird die Laune wieder besser. Wie geht es Dir. Von mir kann ich schon sagen das es mir auch gut geht auch gesundheitlich. Morgen ist schon wieder Wache, das scheint bei uns so zu bleiben. Mit dem Schlafen ist es dann wieder Essig. Jetzt werde ich wieseln gehen denn es wird so sachte [?] Zeit. Also leb wohl u seid reicht herzlich gegrüßt und geküßt von
Deinem Kurt

 

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