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Brief (Transkript)

Erich Grießhammer an seine Ehefrau am 20.1.1945 (3.2008.1747)

 

Küstrin, 20.1. 45



Mein liebes Frauchen!

Der erste arbeitsreiche Tag liegt nun hinter mir. Jetzt habe ich Feierabend bis morgen Abend 7 Uhr dann muß ich auf Brandwache zur Altstadt, es sind bis dahin 40 Minuten zu laufen. Montag habe ich bis abends 8 Uhr frei, dann beginnt die Nachtschicht, bis morgens 800. Wir haben heute ausnahmsweise einmal früh Feierabend. Im Durchschnitt backen wir pro Tag 10000 Brote, dazu sind wir im ganzen ca. 50 Mann. Vorstellen kannst Du Dir darunter sowieso nichts, was dies für Arbeit macht. Der Schweiß lief mir nur so aus der Haut, nur gut, daß man sich dann schön brausen kann. Brot haben wir genug zu essen, zu hungern brauchen wir nicht. Ich freue mich ja schon auf die erste Post von Dir. Wann wird die kommen? Was wirst Du mir alles mitzuteilen haben? Mir ist es, als wäre ich schon ein ganzes Jahrhundert ohne Post von Dir. Ich kann es garnicht glauben, daß ich noch vor 17 Tagen bei Dir war, denn durch die Herumfahrerei ist einen die Zeit verdammt lange vorgekommen. – Erkältet habe ich mich auch, denn hier in den Schlafbaracken ist es jetzt ziemlich kalt. Besonders, gestern war ein verdammt kalter Sturm und der pfiff ordentlich durch die Ritzen, der Fenster und Wände. Heute morgen, war alles gefroren. Auf den Exerzierplatz der Kaserne, war das reinste Spiegeleis, sodaß ein Laufen fast nicht möglich war. Gestern abend war hier ein Sturm, der einen bald die Luft wegnahm. Wie sieht es bei Euch aus? Hat es auch getaut? oder hast es noch mehr geschneit?
Ach liebste Wally, ich bin so müde, ich will nun schließen. Zuvor will ich aber noch Horst ein paar Zeilen schreiben, denn er wird schon lange auf ein paar Zeilen warten und schon ungeduldig sein.
So sei recht herzlich von Deinen lieben Mann gegrüßt und geküßt.
Dein Erich

Viele Grüße an Vater, Mutter, Horst u. Ilse nebst Ruppchen [?]

 

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