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Brief (Transkript)

Erich Grießhammer an seine Ehefrau am 25.1.1944 (3.2008.1747)

 

Bad-Ems, 25.1.44



Meine liebste, beste Wally!

Recht vielen Dank für Deinen lieben Brief vom 19/1. habe mich über diesen Nachzügler trotzdem sehr gefreut. Auserdem habe ich erhalten 9/1., 12/1. und 20/1. Ich wollte, ich könnte Dir heute etwas frohes und gutes schreiben, aber leider muß ich Dir wieder Sorgen bereiten. Es hat auch keinen Zweck Dir zu verheimlichen und Dich im unklaren zu lassen. Ich habe ja selbst geglaubt, daß alles gut gegangen sei, aber seit gestern weiß ich, das auf der Waage steht, ob die Operation gelungen ist oder nicht. Ich war schon froh, daß ich die letzten Tage nur ein kleiner Schutzverband benötigte, da alles gut verheilt schien. Das Fieber in den letzten Tagen hatte es dann in sich. Es hat sich in d. Nähe des operierten Knochens ein Abzeß gebildet. Der Chef hatte mich gestern wieder persöhnlich vor. Ohne irgendeine Betäubung wurde ein Stck. d. Wunde wieder aufgetrennt, ein Loch bis zur Eiterstelle geschnitten und eine Röhre eingeschoben, was so weiter gemacht wurde, weiß ich nicht. Was ich ausgestanden habe kannst Du Dir vor, stellen, aber ich will es gern aushalten, wenn es nur zu meinem Gunsten ist. Wenn es jetzt den Knochen wieder herauseitert, ist wieder verloren gegangen.
Ja meine gute Wally, immer kann es nicht gut gehen, aber wir haben noch etwas Hoffnung und deshalb will ich schon Dir zu liebe den Kopf immer hochhalten, es ist ja noch kein Grund zum Kopfhängenlassen vorhanden, denn wir haben ja uns und das überbrückt alles.
Eigentlich wollte ich Dir keine Mitteilung davon machen. Ich wollte Dir keine Mitteilung davon machen. Ich wollte Dir keine Sorgen bereiten, aber es ist besser, dann ist die Enttäuschung nicht so groß, wenn die Operation kapputt geht. Aber wir wollen nur an ein Gelingen glauben.
Heute hab ich mich dann wieder etwas erholt und merke auch nicht mehr viel von Schmerzen aber vor jeden Abend graut es mich. Na, Du kennst es ja am besten. –
Günther Riewe war gestern Abend noch hier und hat von mir eine Blitzlichtaufnahme gemacht. Wenn sie gut geworden ist sende ich sie Dir zu. – Ich bin bald der einzige noch der hier im Saal im Bett liegt. Es ist gerade noch einer, der vor 3 Tagen operiert wurde, alle anderen sind schon wieder auf und gehen zum Teil schon wieder aus. Na, ich habe ja gelernt gedultig zu sein, auserdem beten ja die Schwestern für mich zum Gottesdienst mit. Ja, da staunst Du wieder, aber ich bin ja hier im Rheinland und in einen kath. Krankenhaus. Von den Schwestern sieht man nur das Gesicht, alles andere ist eingehüllt von ihrer Tracht. Aber zum Schluß für heute ich glaube doch, daß Du heute wieder mit mir etwas zufrieden bist. Die Schrift mußt Du aber schon verzeihen. Von ganzen Herzen sei gegrüßt und geküßt von Deinen immer an Dich denkenden Erich

W.B. Postleitzahl 18

 

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