Nach Zeitraum suchen

von 
bis 
SUCHE ZEITRAUM
Bestandskatalog PDF

Brief (Transkript)

Erich Grießhammer an seine Ehefrau am 30.1.1944 (3.2008.1747)

 

Bad Ems, 30.1. 44



Meine liebste Wally!

Gestern konnte ich wieder den ersten Brief von Dir in Empfang sehen. Es waren Deine lieben Zeilen vom 26.1. Die Freude war wieder überaus groß. Recht vielen Dank dafür. Ich es auch ganz versäumt, im letzten Brief, mich für Dein Scheiben vom 24.1. zu bedanken, so will ich dies gleich um so emsiger nachholen. - Ich bin mit Dir jetzt sehr zufrieden und kann mich nicht beklagen, daß ich zu wenig Post von Dir erhalte. - Das nennt man ja wirklich Pech, wie Du zu Hotte nach Erlau fahren wolltest. Es war ganz gut das Helmut da war, so hattest Du wenigstes etwas Abwechslung und eine kleine Hilfe und auserdem hast Du nun auch den letzten unserer Fam. kennen gelernt. - Zu Deinem Brief vom [?] 26. Den Ausschnitt aus meiner Muttis Brief habe ich mit Absicht so wählen müssen, auserdem wollte ich Dich mit dem ersten neugierig machen. Wie das Ganze aussieht, wirst Du aus beiden Teilen ersehen. (brauchst sie nicht wieder zurückzusenden) -
Viel anders sehe ich nicht au’s, denn der Unterkiefer ist ja nur ein paar Millimeter vorgekommen. Aber die Lippen bilden wenigstens einen (geschol) geschlossenen Mund. - Die Hauptsache hätte ich nun beihna vergessen. Gestern war wieder Großvisitte vom Chef.: Es kann vorläufig noch nichts unternommen werden weiter, aber der Eiterabfluß hat nachgelassen und man kann die Operation als gelungen betrachten. Es wurde auch Zeit, daß ich wieder bald aufstehen darf. Morgen will ich den Arzt fragen. Ich habe seit gestern nun wieder einen kl. Verband auf der Wunde. Voraussichtlich will ich in 14 Tagen nach hause fahren. Ja da staunst Du und wirst mir nicht glauben wollen, es ist ja noch nicht amtlich, aber ich will es versuchen, d.h. ich muß Dir näher erklären: Wir hatten gestern gegen Mittag wieder Kelleralarm und ich kam neben einen Blinden zu sitzen, den ich nur den Namen nach von Berlin her kannte. In seiner Sprache erkannte ich ihn als Sachse. Auf meine Frage woher, antwortete er: „au’s Chemnitz“ Als er erfuhr, daß ich aus Mittweida bin, stellte er mir anheim, ihn in 14 Tagen als Blindenbegleiter nach Hause zu begleiten. Nun muß ich mir alle Mühe geben um bis zu diesem Termin die nötigen Kräfte zu haben. Ich will versuchen einen längeren Urlaub zu erhalten, denn mit Kurzurlaub käme ich nicht bis zu Dir hin. - Na ich will nur jetzt davon schweigen sonst fällst Du noch au’s den Wolken. Vorläufig ist es nur eine Illusion. - Die Zigs hebe nur auf bis ich auf Urlaub komme. - Deine Briefe bisher alle erhalten.
Es grüßt und küßt Dich nun von ganzem herzen immer Dein
Erich

Anbei 3 50 gr. W Marken, brauche sie doch nicht

 

top