Nach Zeitraum suchen

von 
bis 
SUCHE ZEITRAUM
Bestandskatalog PDF

Brief (Transkript)

Erich Grießhammer an seine Ehefrau am 30.1.1945 (3.2008.1747)

 

Küstrin, 30.1.45



Mein liebes Frauchen!

Heute habe ich nach langen warten endlich die erste Post von Dir bekommen. Ich danke Dir recht von herzen dafür. Sowie mich Deine lieben Zeilen vom 24.1. erfreuten haben sie mich traurig gemacht. Ich muß mich für heute sehr kurz fassen, die Zeit ist sehr beschränkt. So wenig Hoffnung ich habe, von hier wegzukommen, so werde ich Dir zu Liebe alles versuchen, um Deinen Wunsch gerecht zu werden, was auch der Meine ist. Es wird aber noch einige Zeit dauern. Besuchen darfst Du mich jetzt vorläufig nicht. Möchte erst abwarten, wie sich die Sache hier entwickelt, mit dem Russen. Küstrin ist schon Kriegsgebiet, wir rechnen schon alle Tage, daß es Kampfgebiet wird, was wir nicht hoffen wollen. Wir denken, daß der Russe wieder zurück geschlagen wird. Wir müssen daran glauben. Meine liebe Wally, so sehr ich es bedaure, daß es dies mal nicht geklappt hat, mit einem kleinen Bäby, so brauchen wir den Kopf nicht hängen zu lassen. Du wirst ja teilweise aus den Nachrichten selbst ersehen, wie ernst die Lage ist. Vertraue nur auf unser Glück, ich werde mein möglichstes tun. – Ich weiß, liebste Wally, daß Dich diese Zeilen sehr beunruhigen werden und weniger erfreuen, aber ich muß Dir ein einigermasen klares Bild davon machen, denn so leicht Du Dir alles vorstellst geht es nicht. Es bestehen Vorschriften und Befehle, an denen nichts zu ändern ist. – Aber Kopf hoch, kleiner Liebling, es wird schon alles gut werden.
Es grüßt Dich von ganzen herzen mit vielen Küssen
Dein geliebter Mann

 

top