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Brief (Transkript)

Rudolf Oehus an seine Familie am 18. November 1941

 

den 18. 11. 41.


Ihr Lieben!
Will Euch heute mal wieder einen kleinen Brief schreiben, hoffe doch das es Euch noch alle recht gut geht, welches bei mir auch der Fall ist. Gestern habe ich das Taschenmesser erhalten, es ist ganz praktisch, kann es gut gebrauchen. Jetzt haben wir jeden Tag Postempfang, hoffendlich bleibt das so, das Feldpostamt ist hier in der Stadt. Die Post muß aber noch mit Autos ran gebracht werden, denn die Bahn ist noch nicht ganz bis hier her fertig, lange dauert es aber nicht, dann wird sie fertig sein, dann können ja auch die Urlaubszüge einrollen??? Aber mit Urlaub seh ich noch sehr schwarz, gesagt wird es ja, das wier auf Urlaub kommen, wollen man das beste hoffen. Das Wetter ist richtig winterlich diese Zeit, aber noch gut zu ertragen, windstilles Frostwetter, Schnee liegt nur ganz wenig. Gestern sind wir mit 5 Mann hier in der Gegend umhergeritten, sollten Panjepferde mit Wagen organisieren, gingen dabei natürlich leer aus, weil andere Einheiten sich schon alles angeeignet hatten, einen Vorteil hatten wir aber doch dabei, unsern Weg hatten wir so eingerichtet das wir durch Slawiansk kamen, haben dann im Soldatenheim eine gute Mahlzeit mitgenommen, war mal was anderes, wie dauernt nur von der Küche leben. Diese Zeit ist es auch so, das man ganz gut mal ein Päckchen gebrauchen könnte.
Es ist nämlich anders wie auf dem Vormarsch, da fand man öfter mal was, was man gebrauchen konnte, da lief öfter mal ein Schwein oder eine Ganz herum, die wir einfach mitgehn hießen, dieses alles ist hier vorbei, die Leute sind auch sehr arm hier, haben hauptsächlich nur von der Stadt gelebt, waren durchweg alle Fabrikarbeiter. Liebe Eltern, müßt das nun nicht auffassen, als wenn ich großen Hunger hab, dieses hab ich noch nicht gehabt. Ihr wißt ja, man will ganz gern öfter mal was anderes haben. Bis Ihr diesen Brief bekommt, wird wohl auch schon mal ein Päckchen da sein, er wird wohl nicht ganz viel vor Weihnachten bei Euch ankommen, denn die Post geht ja immer durchweg ihre 4 Wochen. Wenn ich nun auch nicht das Glück hab das ich Weihnachten bei Euch sein kann, so will doch hoffen das Henry und Wilhelm dieses Glück haben. Na, nächstes Jahr werden wir wohl alle zusammen feiern können, dann wird der Krieg wohl aus sein? Liebe Eltern, ich hab schon mal in einem Brief nach den Adressen der Becklinger Soldaten nachgefragt, die Ihr so habhaft werden könnt, teilt mir doch bitte mal mit, es brauchen aber nur die Adressen zu sein, die mich etwas interessiren. Ist mein Geld denn alle angekommen? Hab im ganzen 325 M an Euch geschickt, über 100 hab ich jetzt wieder in der Tasche. Lieber Vater, was macht die Jagd? Kannst du es allein schaffen? Oder hast du jetzt keine Zeit auf Jagd zu gehen? Kann mich ja vorstellen das du nicht ganz oft mehr dazu kommst, denn das Henry jetzt weg ist habt ihr doch eigendlich zuviel Arbeit. Lieber Mutter dir wird es wohl auch zuviel werden, das viele Melken und alles. Wenn es möglig ist nehmt Euch doch noch einen Gefangenen an, es sind doch bestimmt genug von den da.
In der Hoffnung auf ein baldiges Wiedersehen, grüßt herzlich Euer Rudolf
Besonders einen Gruß an Oma.

 

 



Ansicht des Briefes

 

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