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Brief (Transkript)

Rudolf Oehus an seine Familie am 25. November 1941

 

den 25. 11. 1941.


Ihr Lieben!
In der Hoffnung das es Euch noch gut geht, schreib ich diesen Brief. Am 21 ten hab ich ich unsern Leutnant welsche welcher nach Deutschland fuhr einen Brief mitgegeben, der ist doch sicher etwas schneller hergekommen wie sonst. Die Post geht immer noch ihre 4 – 5 Wochen, dieses wird hier in Rußland wohl so bleiben. Vorgestern hab ich die Karte von Vater vom 10. 10., und die Karte von Mutter vom 8 u. 16. erhalten, und gestern ein kleines Päckchen mit Schinken, hab zu allem mich sehr gefreut. Auch Tante Luise hat mir eine Karte geschrieben, grüßt die man schön mit. Diese Tage sind hier die ersten 2 Pfund Päckchen angekommen, es waren aber nur erst einpaar dabei. Diese Zeit ist hier immer kaltes Frostwetter, ich glaub auch bald, das wir Schnee kriegen, denn diese ganzen Tage fällt schon immer etwas her. Dienst machen wir von morgens bis abends, immer nur Stalldienst, etwa alle zweiten Tag kommt jeder ran Futter bei zu fahren, müssen uns das F. hier in der Gegend zusammen suchen, die Pferde bekommen nur Heu und Stroh, von der Truppe aus bekommen wir überhaupt kein Futter, die haben ihre Last das sie Verpflegung und Bekleidung ran bekommen, denn an dieses tut es diese Zeit auch fehlen. Heute geht die Hälfte von unsere Battr. zur Entlausung, ich bin nicht dabei, werden morgen wohl ran kommen. Liebe Eltern, daß hat sich im Anfang des Krieges in Rußland noch keiner gedacht das wir dem Winter über hier noch währen, dachten doch alle es kommt schnell vorbei, aber der Russe hat doch zuviel Material und Menschen, wollen man Gott dankbar sein wenn nächstes Jahr alles vorbei kommt. Wir leben diese Zeit so richtig blind im Krieg hinein, hören keine Nachrichten und bekommen überhaupt keine Aufklärung wie die Front steht und was sonst so vorsich geht. Na, laß sie nur, den Endsieg werden sie uns doch nicht verschweigen können. Heuteabend will diesen Brief nun zu Ende schreiben, und kann Euch mitteilen, das ich in frohe Stimmung mein erste Kilo Päckchen abholen konnte, es ist verhältnismäßig schnell hergekommen vom 23. 10. Eure Post kommt hier glaub ich alle an, von Wilhelm und Henry bekomme ich auch öfter mal Post, ich muß mich ran halten, damit ich mir alles beantworten tue. Hoffendlich hat wenigstens einer von den beiden das Glück das er Weihnachten bei Euch sein kann. Ihr Lieben, ich denke ja das ihr diesen Brief so kurz vor Weihnachten bekommt, macht Euch bitte nicht zuviel Gedanken um uns, und verlebt ruhig vergnügt das Weihnachtsfest, die jetzigen Verhältnisse, ist ja alles Gottes Geschick, unsere Gedanken werden sich wohl bei Gott treffen. Für uns wird das Weihnachtsfest auch bestimmt etwas feierlich gestaltet werden. Nächstes Jahr werden wir dann wohl alle zusammen feiern können.
Unsere Lage hat sich bis jetzt noch nicht geändert, liegen hier noch in der Stadt, hoffendlich bleiben wir hier noch einige Wochen, denn wenn man sich alles so einigermaßen Eingerichtet hat, will man nicht gern so schnell wieder weg.
Zum Schluß grüßt allen herzlich Euer Rudolf
Liebe Oma, ich wünsch dir alles Gute, und bleib noch recht lange stark und kräftig.

 

 



Ansicht des Briefes

 

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