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Brief (Transkript)

Rudolf Oehus an seine Familie am 5. Oktober 1942

 

den 5. Okt. 1942.


Ihr Lieben!
Habe heute den Luft-postbrief vom 26. 9 erhalten, er ist verhältnismäßig sehr schnell hergekommen. Die Briefe die ich jetzt bekomme, machen einen immer recht viel Freude, es ist doch ein ganz anderes Gefühl, wenn man weis, daß es Euch Allen gut geht, und das unsere Kranken wieder soweit hergestellt sind, ist doch wirklich ein Gottes-Wunder. Wenn ich noch dran denke, als ich im Urlaub kam, – es sah doch wirklich sehr sehr schlecht aus mit Vatern, aber ich hatte immer den Glauben das Vater noch mal wieder gesund würde, und es ist ja nun auch wahr geworden. Den nächsten Urlaub den ich dann bekomme soll aber mit doppelte Freude gefeiert werden, oder was meint Ihr, ihr Lieben! Will doch hoffen das wir drei Soldaten uns dann auch mal treffen, Wilhelm seine Krankheit war ja auch von gleicher Heftigkeit, daß Fleckfieber geht im den meisten Fällen doch zum Bösen aus. Auf den Urlaub werden wir aber wohl noch etwas warten müssen, es sind noch lange nicht alle durch, bis zum Weihnachten sollen ja alle durch sein, aber wenn das wahr werden soll müssen sie sich etwas beeilen. Ihr seht ja, bis zu meinem Urlaub die Tage zu zählen ist wohl etwas umständlich, – müssen doch wohl die Monate und Wochen zählen. Es kann aber ja noch ganz anders kommen wenn wir abgelöst werden, was aber noch unbestimmt ist.
Wir sollen uns jetzt einrichten für den Winter, das bedeutet aber noch nicht das wir hier bleiben, abgelöst können wir trotzdem werden. Sind jetzt dabei und bauen Ställe für unsere Pferde, immer für eine Bespannung 6 – 9 Pferde, sie werden hauptsächlich in die Erde gebaut, so das eben das Dach noch heraus guckt. Morgen oder übermorgen geht es bei meinen Stall. Der vorige Winter scheint doch allerlei gelernt zu haben, sie fangen jetzt rechtzeitig an Stallungen zu bauen damit nicht wieder so viel Erfrierungen vorkommen, oder Rückmarsch was noch schlimmer ist.
Unsere Lage hat sich im großen und ganzen noch nicht geändert, sind immer noch an Stalingrad beteiligt, es ist aber schon bedeutend ruhiger geworden, der Russe wird immer mehr und mehr aus der Stadt herraus gedrängt. Die Fliegertätigkeit hat auch etwas nachgelassen. Man kann schon merken das es hier langsam zu Ende geht. Liebe Mutter, du schreibst jetzt das du schon einpaar Handschuhe mit abgeschickt hast, und das zweite paar auch noch schicken willst, das tut aber nicht nötig, ich hab jetzt schon 2 paar Handschuhe hier, du brauchst nur noch den Kopfschützer, und vorsichtshalber die Trainigjacke zu schicken, sonst gebrauche ich nichts. Ein Krieger, welcher den zweiten Winter eventuell hier in Rußland verbringen soll, wird schon wissen wie er sich anzuziehen hat, und wie er am besten durchkommt.
Jetzt schließt, und grüßt herzlich Euer Rudolf
Aufwiedersehn!

 

 



Ansicht des Briefes

 

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