25. II. 17

2 16. II. 1917.

Liebes Trudchen.
Für die kreuzfidelen Grüße von der Rodelpartie habe vielen Dank. Habt ihr denn einen
richtiggehenden Rodelschlitten gehabt? Wenn ich Dir mein Herz senden soll, musst Du mir viel
Seidenpapier senden; denn ich habe ein großes, weites Herz, namentlich für die kleinen süßen
Mädelchen. Als Steuerer wollt ihr drei mich haben? Ja, ja, ich würde lieber heute wie
morgen zu euch kommen und euch den Gefallen tun. Hoffen wir auf den nächsten Winter. Ich will Dir mal ein schönes Lied schreiben, es ist allerdings nicht von mir verfasst. Also es geht los:
„1.) Argonnerwald, um Mitternacht,
ein Pionier stand auf der Wacht;
Ein Sternlein hoch am Himmel stand,
Bringt ihm ein Gruß aus fernem Heimatland.
2). Und mit dem Spaten in der Hand
Er vorne in der Sappe stand;
mit Sehnsucht denkt er an sein Lieb,
Ob er es wohl noch einmal wiedersieht.
3.) Und drüben steht die Artillerie,
wir stehen vor der Infanterie,
Granaten schlagen bei uns ein,
Der Franzmann will in unsere Stellung rein.
4.) Der Sturm bricht los, die Miene kracht,
Der Pionier steht auf der Wacht;
bis an den Feind schleicht er heran
und zündet seine Handgranate an.
5.) Die Infanterie steht auf der Wacht,
bis daß die Handgranate kracht;
sie kommt im Sturm bis an den Feind;
mit Hurra nimmt sie dann die Stellung ein.
6.) Der Franzmann ruft, Pardon Monsieur,
hebt beide Hände in die Höh;
er fleht uns dann um Gnade an,
die wir als Deutsche ihm gewähren dann.
7.) Bei diesem Sturm viel Blut verfloß,
manch junges Leben es gekost;
Wir Deutsche aber halten stand,
Für das geliebte, teure Vaterland.
8. Argonnenwald, Argonnenwald,
ein stiller Friedhof wirst du bald;
in deiner kühlen Erde ruht
so manches tapferes Soldatenblut.“
Dieses Lied wird von uns sehr gern auf dem Heimweg nach Dienstschluß gesungen.
Es grüßt Dich Dein
Karl Friede