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Brief (Transkript)

Karl Friede an seine Freundin am 20.4.1918 (3.2002.9011)

 

Maubeuge, 20.4.18.



85.) 24/4.)

Mein liebes Trudchen.
Recht herzlichen Dank für Deinen Brief Nr. 107. Ja, muß man denn immer einen Briefbogen von vorn bis hinten vollschreiben, zumal wenn es an den nötigen Schreibstoff mangelt. Ja, wenn es anginge, würde ich gern wie stets zu Pfingsten eine Fahrt machen; aber dieser ölende Krieg. Der Hauptteil Deines Briefes hat mir Veranlassung zum tieferen Nachdenken gegeben. Wenn ich geahnt hätte, daß Dir dieser einzige Satz derartig zu Herzen geht, hätte ich mich gehütet, ihn zu schreiben. Dich zu kränken lag und liegt meiner Absicht vollkommen fern. Du hast es ernster aufgefaßt, wie die ganze Geschichte wert ist. Doch da dieses leidliche Thema, betrifft „Liebe und Heimat“ einmal berührt worden ist, will ich Dir offen und frei sagen, wie ich über Heirat denke. Sollte ich gesund und mit heilen Knochen wieder heim kommen und habe meine Militärangelegenheiten geregelt, muß ich mich doch nunmehr nach einer Existenz umsehen. Ob ich bei Raiffeisen wieder angestellt werde, kann ich heute nicht wissen. Wenn auch alles klappt, kann ich doch unmöglich an das Heiraten denken. Da heißt es etwas für die Zukunft sorgen; denn ohne einige Gelder kann man doch unmöglich einen derartigen Schritt wagen.: Man will schließlich mit seiner Familie dann einigermaßen leben. Das alles wird von kleinen, süßen Mädels nie in Betracht gezogen. Die denken, wenn sie in das heiratsfähige Alter kommen, nun man los damit. Ja, ja, so seid ihr, gelt. Ich würde mich freuen von Dir einmal eine Äußerung darüber zu hören. Und, gelt, böse bist Du mir nicht mehr. Kleine Zwistigkeiten tragen ja nur dazu bei, die Bande der Liebe fester zu knüpfen.
Nun sei recht herzlichst
gegrüßt von
Deinem Karl.

 

 



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