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Brief (Transkript)

Karl Friede an seine Freundin am 12.7.1918 (3.2002.9011)

 

Maubeuge, le 12. Juli 1918.


No 135.

Mein liebes Trudchen.
Für Deinen Brief Nr. 148 sage ich Dir vielen Dank. Geweint habe ich ja nun gerade nicht, als Du mich 4 Tage ohne Post gelassen hast, nur Betrachtungen habe ich angestellt, weshalb, warum …...
Über die Nummer „84“, die ich dem Brief an Dich gegeben habe, will ich Dich sofort aufklären. Habe an jenem Tage an meine Mutter geschrieben und diesen Brief mit Nr. 84 gezeichnet. Und da mir diese Nummer so besonders gut gefallen hat, da habe ich …. na, nun bist Du wieder beruhigt. Du siehst, irren ist nun einmal menschlich. Du möchtest gern wissen, wer das Geburtstagskind gewesen ist. Nun, Du sollst es erfahren, es ist ein Kamerad gewesen, noch dazu ein Berliner Kind.
Zu einem Verkehr mit irgend einer Französin habe ich es noch nicht gebracht, trotzdem es ja für mich ein leichtes wäre, da wir ja auf der Kommandantur viel mit der Bevölkerung zu tun haben, gerade unser Büro. Wenn ich auf der Straße ein nettes bekanntes Kind treffe, ein Gruß, vielleicht eine kurze Unterhaltung, aber weiter nichts. - Du hast ja nette Ansichten; weil Du meine Kollegin bist, korrespondieren wir! Ich meine, wenn dies wirklich der Fall wäre, müßten wir doch nur über geschäftliche Angelegenheiten reden, gelt! - Na, wenn das Ruder entzwei gebrochen ist, muß aber furchtbar schlecht durch das Wasser gezogen worden sein, sonst kann nämlich Derartiges garnicht vorkommen, auch wenn die Ruder noch so schwer sind. -
So, jetzt habe ich mir soeben eine gute „Havana“ angezündet, und geht die Sache mit Dampf weiter!! -
Wie man einen großen ungezogenen Jungen betitelt, entzieht sich leider meiner Kenntnis. Eigentlich sollten diese Herren schon verständig sein!!
Du möchtest mit dem Kopf durch die Wand rennen; Liebchen, ich glaube, das soll weh tun. Du schreibst mir da, ich hätte Dein entzündbares Herz in Flammen gesetzt. Ich muß leider sagen, daß ich Dich bei dem Gastspiel, was ich im September v. J. gegeben habe, ziemlich kühl gefunden habe. Ich würde mich sehr freuen, wenn es etwas molliger geworden sein sollte. Nous verrons! Na, es soll durchaus kein Vorwurf sein. Man muß eben den Menschen nehmen wie er ist. Doch für heute Schluß.
Es gegrüßt Dich recht herzlichst
Dein
Karl.

 

 



Ansicht des Briefes

 

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