Brief (Transkript)
Ida F. aus Badekow an Werner M. nach West-Berlin am 08.08.1948
16. Brief Badekow, am 8. Aug. 1948
Mein heißgeliebter Werner!
Es ist wieder Sonntag, alle meine Gedanken sind ganz, ganz ungeteilt bei Dir meinem Liebling, wie unbeschreiblich gern wäre ich heute, ja immer, bei Dir, denn die Sehnsucht ist wirklich sehr, sehr groß.
Dein Geburtstag ist nun vorüber, ja sag, mein liebster Werner, wie hast Du ihn denn verlebt? Ich konnte Dir nicht einmal etwas schicken! Denn Du weißt ja, nach Bln. sind keine Päckchen zugelaßen. Aber sobald ich die Anschrift von Deinen Bekannten bei Wustermark habe bekommst Du etwas. In Greße habe ich schon mancherlei bekommen. Ob ich auch Butter per Post schicken kann? Wenn es etwas kühler wird u. die Pakete nicht allzu lange unterwegs sind müßte es wohl gehen. Bis jetzt habe ich etwa 35 [?] Roggenmehl u. 15 [?] Weizenmehl . u. einige andere Sachen. Es ist zu schade, daß die Entfernung von hier bis Bln. so groß ist. Aber es müßte noch gehen, wenn die Züge fahren würden. Paul sagte wieder, die Bahn fährt nur bis Ludwigslust.
Mein heißgeliebter, mein über Gut und Geld geliebter Werner, ich glaube nicht, daß wir uns demnächst Wiedersehen. Jedenfalls solange die Meinungsverschiedenheiten zwischen dem Rußen u. den Westmächten bestehen, denn solange darf doch keine Bahn in die Nähe der Zonengrenze fahren. Planmäßige Autobusse fahren nicht von Ludwigslust nach hier u. andere Autos fahren auch nur sehr selten, u. die nehmen auch nur Bekannte mit u. obendrein mußt Du ihnen noch Butter in die „Hand drücken“. Darauf kann man sich überhaupt nicht verlaßen. Neulich sagte ein Boizenburger zu uns die Bauern erkennt an den schutzigen Stiefeln. Du weißt ja, wie die Bevölkerung hier eingestellt ist, ich meine, als Du bei W. in Boizenburg [?] wolltest. Der Name bürgt für Qualität! Aber wir gedulden uns mein Liebling, nicht wahr? Einmal muß es ja anders werden. Vielleicht kommt diese Zeit schneller als man denkt.
Es grüßt u. küßt Dich meinen heißgeliebten Werner, Deine sich immer nach Dir sehnende u. die ewig treubeibende
Ida
Dein Zeitungs-Päckchen habe ich dankend erhalten. Schreibe in Zukunft bitte Badekow üb. Boizenburg/Elbe, denn in Lübthen ist auch ein Badekow.
Wenn es aufhört zu regnen gehe ich jetzt Nachmittag noch nach Greße einkaufen.
Mein heißgeliebter Werner!
Es ist wieder Sonntag, alle meine Gedanken sind ganz, ganz ungeteilt bei Dir meinem Liebling, wie unbeschreiblich gern wäre ich heute, ja immer, bei Dir, denn die Sehnsucht ist wirklich sehr, sehr groß.
Dein Geburtstag ist nun vorüber, ja sag, mein liebster Werner, wie hast Du ihn denn verlebt? Ich konnte Dir nicht einmal etwas schicken! Denn Du weißt ja, nach Bln. sind keine Päckchen zugelaßen. Aber sobald ich die Anschrift von Deinen Bekannten bei Wustermark habe bekommst Du etwas. In Greße habe ich schon mancherlei bekommen. Ob ich auch Butter per Post schicken kann? Wenn es etwas kühler wird u. die Pakete nicht allzu lange unterwegs sind müßte es wohl gehen. Bis jetzt habe ich etwa 35 [?] Roggenmehl u. 15 [?] Weizenmehl . u. einige andere Sachen. Es ist zu schade, daß die Entfernung von hier bis Bln. so groß ist. Aber es müßte noch gehen, wenn die Züge fahren würden. Paul sagte wieder, die Bahn fährt nur bis Ludwigslust.
Mein heißgeliebter, mein über Gut und Geld geliebter Werner, ich glaube nicht, daß wir uns demnächst Wiedersehen. Jedenfalls solange die Meinungsverschiedenheiten zwischen dem Rußen u. den Westmächten bestehen, denn solange darf doch keine Bahn in die Nähe der Zonengrenze fahren. Planmäßige Autobusse fahren nicht von Ludwigslust nach hier u. andere Autos fahren auch nur sehr selten, u. die nehmen auch nur Bekannte mit u. obendrein mußt Du ihnen noch Butter in die „Hand drücken“. Darauf kann man sich überhaupt nicht verlaßen. Neulich sagte ein Boizenburger zu uns die Bauern erkennt an den schutzigen Stiefeln. Du weißt ja, wie die Bevölkerung hier eingestellt ist, ich meine, als Du bei W. in Boizenburg [?] wolltest. Der Name bürgt für Qualität! Aber wir gedulden uns mein Liebling, nicht wahr? Einmal muß es ja anders werden. Vielleicht kommt diese Zeit schneller als man denkt.
Es grüßt u. küßt Dich meinen heißgeliebten Werner, Deine sich immer nach Dir sehnende u. die ewig treubeibende
Ida
Dein Zeitungs-Päckchen habe ich dankend erhalten. Schreibe in Zukunft bitte Badekow üb. Boizenburg/Elbe, denn in Lübthen ist auch ein Badekow.
Wenn es aufhört zu regnen gehe ich jetzt Nachmittag noch nach Greße einkaufen.
Ansicht des Briefes
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