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Brief (Transkript)

Ida F. aus Badekow an Werner M. nach West-Berlin am 04.03.1948

 

8. Brief Badekow, am 4. März 1948


Mein lieber, lieber Werner!

Mit unbeschreiblich großer Freude und recht, recht herzlichen Dank habe ich heute Deine beiden lieben Briefe Nr. 8 u. Nr. 10 erhalten.
Ja, mein Liebling, staunst Du nicht, daß alles so rasend schnell gegangen ist? Aber darüber mündlich, wenn Du hier bist.
Also, mein über alles geliebter Werner, am Montag bin ich in Schwartow abgezogen. Ach was war das für ein Kampf! Aber ich bin im Guten weggegangen. Was hat man mir alles versprochen, ich sollte auf keinen Fall fort von da. Auf alle Fälle wollte man mich halten, Geld und vieles mehr hat man mir zugesagt, in die Krankenkasse wollte man mich melden u.s.w. Aber nichts hat mich gehalten, ich bin weggegangen. Doch nun kommt das schönste, am Dienstag morgen wollte mich Udo u. das kl. Mädchen im Auftrage der Fam. B. zurück holen. Mit Pferd u. Wagen kam er vorgefahren, aber ich bin nicht mit ihnen gegangen. Nun wollte ich diesen Monat und über Ostern zu Haus bei meinen Eltern bleiben. Aber auch das ist anders gekommen. Gestern morgen hat mich Fam. D. telephonisch zu sich gerufen. Wie ich schon erwähnte wollte ich doch erst Anfang April zu ihnen, aber nun wußten sie, daß ich bei meinen Eltern war und nun baten sie mich doch jetzt gleich zu kommen. Arbeit gibt es hier ja immer. Nun habe ich ihnen auch ihren Wunsch erfüllt und bin nun jetzt schon hier. Selbstverständlich bekomme ich jederzeit etliche Tage frei. Papa wollte es ja erst überhaupt nicht, daß ich noch einmal zu fremden Leuten gehe, aber weißt Du, mein Liebling, hier in diesem Fall konnte ich garnicht anders handeln. Wieviel Gutes hatten meine Eltern schon von hier. Die Leute wären sehr bös gewesen, wenn ich nicht hergekommen wäre. Stell Dir vor, in ihrem besten Zimmer haben sie mich untergebracht. Immer und immer wieder haben sie mir gesagt ich sollte mich nur so bewegen und so fühlen wie zuhaus. Du mein heißgeliebter Werner, wirst ja noch alles kennenlernen, wenn Du erst nur hier bist. Auch Fam. B. sollen wir besuchen. Wollen wir das tun? Aber hierher kommst Du doch? Nicht wahr mein Liebling? Ich glaube, es wird Dir hier auch gefallen. Du sollst doch auch meine tägliche Umgebung kennen lernen, und vor allem mein herrliches Schlafzimmer. Es ist bestimmt schön, nagelneu 1939 gekauft, und gebeitzte Eiche. Nun fehlt nur noch mein Mann! Ach mein Liebling, wie unbeschreiblich freue ich mich auf unser Wiedersehen. O, wäre es nur erst soweit. Ich drücke dich bestimmt halb tot. Diesesmal gibt es wohl doch blaue Flecken!?
Meine Eltern danken vielmals für die Grüße und sie erwidern dieselben auf das herzlichste.
Doch nun werde ich schlafen gehen ganz in Gedanken an Dich meinen Liebling.
Es grüßt und küßt Dich meinen heißgeliebten Werner auf das herzlichste, Deine sich stets nach Dir sehnende und Dir ewig treubleibende
Ida

 

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