Nach Zeitraum suchen

von 
bis 
SUCHE ZEITRAUM

Brief (Transkript)

Ida F. aus Badekow an Werner M. nach West-Berlin am 18.12.1949

 

6. Brief
4. Advent 1949

Mein über alles geliebter Werner!

Mit unbeschreiblicher Freude u. Sehnsucht habe ich gestern, Deinen so lieben Brief, Nr. 31 v. 11. d. Mts. erhalten. Habe recht, recht herzlichen Dank u. in Gedanken viele liebe Küße dafür.
Heute in acht Tagen sind nun Weihnachten. Still u. ruhig werde ich den heiligen Abend verleben, in wehmütigem Gedenken an vergangene Zeiten. Aber in der festen Hoffnung, daß dies das letzte Weihnachtsfest ist, welches wir getrennt von einander verleben müßen. Am Freitag wollte ich ein Päckchen für Dich aufgeben, aber ich wurde es nicht los. Nach West-Bln. sind Lebensmittel noch nicht zugelaßen. Aber alles das, wenn ich bei Dir bin. Da nun eines nicht möglich ist zu schicken, behalte ich auch das andere hier. Alles bringe ich Dir persönlich. Am besten, ich überrasche Dich wieder!! Die Weihnachtskarte war auch schon im Paket. Ich habe es nun heute geöffnet damit Du wenigstens die Karte pünktlich – hoffentlich – bekommst. Die Ärmel zu Deinem Pollover sind fertig, wenn ich zu Dir komme mache ich ihn ganz fertig. Zusammen nähen u.s.w. u. dann ziehst Du ihn schön an, damit Du mir nicht frierst. Ein Paar Handschuhe habe ich Dir außerdem gestrickt u. Stoff für zwei Paar Hosen hat der Weihnachtsmann für Dich hier gelaßen. Eine ganz kleine Stoffprobe lege ich Dir bei, denn ich traue mich nicht viel abzuschneiden. Jedes Stück ist allerdings 1.20 mtr. es reicht reichlich. Dieses Mal braucht Dir Fr. K. die Hosen nicht nähen. Das besorge ich u. Mutti M. Und dann habe ich noch eine Überraschung für Dich, mein Liebling! Aber das wird nicht verraten. Das war auch nicht mit eingepackt. Das wäre zuviel gewesen um verloren zu gehen. Hoffentlich freust Du Dich darüber. Brauchen kannst Du es bestimmt hoffentlich gefällt es Dir auch? Es fängt mit M. an. So nun rate! Hoffentlich richtig.
Auch ich kann die Zeit kaum erwarten, daß ich wieder bei Dir sein kann. Du kannst Dich aber bestimmt darauf verlaßen, dieses mal fahre ich erst wieder von Dir weg, wenn Du mich rausschmeißt. Gewiß hätte ich auch damals noch bei Dir bleiben können, aber Du weißt ich will doch auch hier nicht gerade Streit herauf beschwören u. vor allem nicht leer ausgehen u. glaube mir, im Guten schneidet man überall besser ab. Gewiß Du hast es nicht nötig auf Mecklenburger Kalorien zu warten. Aber es ist trotzdem schön, wenn man eine kl. Reserve hat u. seien es auch nur 65 [?] Weizenmehl. Und dann erwarte ich sehnlichst die leeren Kartons.
Wenn ich bei Dir bin gehe ich selbstverständlich mit zu Deiner Schwester obgleich ich Deinem Herrn Schwager nicht sympathisch bin. Aber diese „Liebe“ ist nicht einseitig Du weißt ja selbst, mein Liebling, wie es das letzte Mal war, die Zeit war ja so ausgefüllt man hatte doch kaum Zeit fort zu gehen. Der Urlaub war eben zu kurz.
Nochmals ein frohes Weihnachtsfest u. recht, recht herzliche Küße u. Grüße, Dir meinem lieben, lieben Werner, von Deiner sich immer nach Dir sehnenden u. Dir ewig treubleibenden

Ida

 

top