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Brief (Transkript)

Werner M. aus West-Berlin an Ida F. nach Badekow am 01.11.1948

 

Brief 2 Haselhorst, den 1. Nov. 48

Meine heissgeliebte süsse gute Ida!

Es ist Montag Abend 22.15 Uhr, ebend haben wir elektrisch Licht bekommen und nun will ich gleich die Gelegenheit nutzen um an dich mein Süsses zu schreiben. Leider war es mir am Sonnabend und Sonntag nicht möglich gewesen, da ich am Sonnabend früh zum Schneider betreffs meines Mantels da war und anschließend bin ich noch nach Pankow gewesen und da bin ich erst am Sonntag zurück gekommen und war anschließend bei Frl. W. Als ich nach Hause kam war es leider schon dunkel gewesen und heute war ich von früh bis Abend arbeiten und da wir diese Woche Abends von 10-12 Licht bekommen, nutze ich gleich die Gelegenheit aus um zu schreiben. Mit großer Freude habe ich am letzten Mittwoch den 27.10. deinen lieben und süssen Brief B.1 vom 22.10. dankend erhalten! Ach mein Heissgeliebtes, du hast mir ja solche lieben Zeilen geschrieben, worüber ich immer so glücklich bin. Für alles Liebe und Gute kann ich mir nur immer wieder erstmal herzlich bedanken!
Immer werde ich dir dafür dankbar sein, darauf kannst du dich mein Liebling bestimmt verlassen! Ach mein Süsses, wenn du wüstest wie mich zu Mute ist, man kann es in Worten garnicht sagen. Seitdem ich dich verlassen muste mein Liebling, bin ich wieder so unlustig zu Mute, ich habe schon öfters sagen müssen, ich bin noch garnicht hier, ich muss mich erst einfinden. Mir ist ganz komisch zu Mute, es fehlt mir etwas und das bist du mein Süsses, meine Gedanken sind stets bei dir mein Liebling! Von früh bis spät begleiten dich immer meine Gedanken! Ich habe dich wirklich so lieb, mein Süsses du! All die schönen Stunden, die du mir mein Süsses geschenkt hast werde ich niemals vergessen! Wenn ich daran denke heute vor 14 Tagen da waren wir beide zusammen gewesen, mein Süsses du, wie glücklich war ich da, und heute, es ist doch ein großer Unterschied, aber wir müssen uns vorläufig noch gedulden, es dauert ebend alles noch seine Zeit, man muss ebend Geduld haben, auch für uns beiden kommt die Zeit, ich hoffe das es schneller geht als man denkt, nur man darf den Mut nicht verlieren. Die Hauptsache ist das zwei Menschen Ehrlich und treu zusammen halten! Und so mein Süsses muss es immer zwischen uns beiden sein! Es ist nichts Schöneres auf der Welt, als wenn zwei Menschen Ehrlich und treu zusammen halten und ein gleiches Ziel haben und auch dazu betragen, und wenn es manchmal noch so schwer geht. Es geht nicht immer nach Wunsch und da darf man nicht gleich verzagen, sondern im Gegenteil nur immer wieder versuchen, bis es doch erreicht ist. Du kennst doch schon allmählig meinen Standpunkt und meine Meinung und du kannst dich bestimmt darauf verlassen, ich meine es wirklich gut. Das Leben ist schon so kurz und da muss man es sich so angenehm als möglich machen, es soll zwischen uns beiden mein Liebling keine Unstimmigkeiten geben, nur Freude soll zwischen uns beiden sein. In einer Idealen Liebe gibt es keinen Streit, Freude und Leid wird geteilt und geht in Liebe auf. Nur Willenkraft überwindet alles, und es lässt sich alles leichter ertragen. Aus Liebe für den Menschen den man liebt, opfert man alles und tut alles gern. Zwischen einer wahren Liebe gibt es kein Egoismus und Eigensinn. Sollten Meinungsverschiedenheiten bestehen, so versucht man es in Liebe und Güte dem anderen lieben Menschen zu erzählen oder zu überzeugen, für alles gibt es eine Einigung, wenn man will! Ach mein Liebling, wie gern wäre ich bei dir, aber ich hoffe das wir uns bald wiedersehen, ich weiß nicht, ob du mich besuchen willst, oder wie dachtest du darüber mein Süsses? Liebling du schreibst, ob der Chef froh war, das ich wieder hier bin, selbstverständlich war der froh, da er meine Arbeit kennt. Ich kann mir vorstellen, mein Süsses, das du froh warst, als du wustest das ich gut nach Hause gekommen bin. Und mit den Kontrollen da ist es so verschieden, man muss ebend Glück haben. Wie weit seit ihr denn mit Euer Ernte, sind die Rüben bald raus? Das daß Wetter bei Euch nicht schön ist, ist ja schon bekannt und dann noch auf einer Anhöhe, da merkt man es besonders sehr. Den Sonntag als bei Euch geschlachtet wurde, war ich in Wustermark, da war bei Euch viel Arbeit, kann ich mir schon vorstellen. Nun kann ja wieder gejubelt werden, oder nicht? Ich glaube gleich geht das Licht aus. Bleib schön Gesund und mit den herzlichen Grüssen und heissen süssen Küssen verbleibt dir immer an dich denkend und sich nach dir sehnender Ehrlicher Treuer Werner!
Ich habe dich so lieb, mein Süsses!
Viele Grüsse an alle Bekannten!

 

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