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Brief (Transkript)

Eugen an Hans am 26.11.1941 (3.2002.0210)

 

Am 26. Nov. 1941



Lieber Hans!

Heute bekomme ich Dein langes, langes Skriptum und das sehr schöne Selbstbildnis. Herzlichen Dank für beides! Und endlich habe ich durch Deine andere Feldpostnummer Hoffnung, daß ich mich mit Dir verständigen kann - nach wie langer Zeit! Also sind alle anderen Briefe von mir in den Wind geschrieben! So heute abend kurz das Wichtigste von mir. Erst - noch einmal herzlichen Dank für die schöne Zeichnung, für das Selbstbildnis. Er ist’s, er ist’s! Nicht in der Ähnlichkeit, wie die Fotographie sie kennt, sondern in der höheren Ähnlichkeit - Geist vom Geiste. Und schön gezeichnet! Viel Glück zu neuen Versuchen. Will Dir in den nächsten Tagen wenigstens kleine Stücke Zeichenpapier senden! Deine 20, -Mk. sind angekommen. Papier habe ich Dir auch schon gekauft. Vor einigen Tagen habe ich die Chaydon-Ausgabe der Desastres des la Guerre von Goya für Dich erstanden - jene erschütternde Serie, die Dich nach den Erlebnissen im Osten zutiefst ansprechen wird, -
Ich bin also seit kurzer Zeit Leutnant, Rückwirkung vom 1. 8. 1941. Über die Geschichte werde ich Dir noch eigens schreiben. Darauf werden wir noch zusammen einen heben müssen bei nächster Gelegenheit! In Urlaub war ich bisher immer noch nicht. Nun aber fahre ich vom 7, -23. Dezember. Kurz vor Weihnachten heißt’s also wieder kehrtmachen. Auch nicht gerade schön. Mensch, wenn Du doch in der Zeit auch mal herkämst! Undenkbar! Weiterhin: Wir sind wieder umgesiedelt. Jetzt in einem Städtchen der Bretagne, - von dem ich sonst noch nichts gesehen habe. Aber davon schreibe ich auch noch. Von Schamoni, dem ich 3/4 Jahr nicht mehr geschrieben hatte, höre ich, daß er einen Sohn bekommen hat. Vivant sequentes. Meine Schwester Margret ist beim Luftgaukommando in Berlin, der RAD ist für die Mädchen bekanntlich um 1/2 Jahr verlängert worden. Meine Schwester Käthe steckt in Wien. Mein Bruder Alfons hat Studienurlaub erhalten, ist in München. Er hat mich auf der Rückfahrtt von hier in die Heimat besucht, nach 1 3/4 Jahren haben wir uns wiedergesehen, - Franz Hoyer und Nora Tinnefeld werden Anfang Dezember heiraten. - Die Neue Saat wie der deutsche Kulturwart sind aus Papierersparnisgründen am Erscheinen verhindert. - Fatzaun - der alte. Keine besonderen Vorkommnisse. Berke schiebt in Bocholt als Landesschütze Wache!!! Pallietra studiert wieder fleißig in Münster. Ja, was ich schon ganz zu erwähnen vergesse: mein Studienurlaub wurde abgelehnt. Kunst und Krieg - das scheint nicht wichtig genug. Ein anderer studiert Maschinenbau - er ist freigekommen. Inter arma silent Musae - man selber muß auch schweigen. Schicke Dir mit gleicher Post etliche Briefumschläge und (schlechtes) Schreibpapier. Schreibe heute abend in aller Eile - aber Du sollst sobald als möglich das Wichtigste von mir hören. Morgen mehr! Heil und Sieg!
Alles Gute und hunderttausend herzliche Grüße von
Deinem Eugen
Vielleicht habe ich zahllose Neuigkeiten noch vergessen - davon demnächst!

 

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