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Brief (Transkript)

Eugen an Hans am 22.6.1941 (3.2002.0210)

 

Am 22. Juni 1941



Lieber Hans!

Nun weiß ich, daß Du wieder dabei sein wirst. Das war, das mußte das erste sein, was ich bedachte, als ich heute morgen das Ungeheuerliche, das Unerwartete (zu diesem Zeitpunkt Unerwartete) erfuhr. Für alles Schwere, das Du nun wieder bestehen wirst, meine guten Wünsche: Gottes Schutz für Dich! Auch in diesem Zeitpunkt will mich der gute Glaube nicht verlassen, daß Du gesund wiederkommen wirst.
Welches ungeheure Gebiet liegt nun vor uns, vor Euch, die Ihr das alte geheimnisvolle Rußland - den modernen, grausamen Sowjetstaat betretet! Fernab aller politischen und militärischen Erwägungen will ich hoffen, viele Menschen möchten wirklich eine Freiheit von dem Bolschewistenjoch erfahren, ich denke besonders an die Ukraine.
Es ist nicht mehr abzusehen, welche Grenzen - der Zeit und des Raums - wir für diesen Krieg abstecken sollen.
Nun warte ich wieder brennend auf Deine erste Nachricht. Nichts bleibt uns in diesem Kriege erspart. Welche Kartenhäuser brechen wieder zusammen, die man bemüht war, seit 1939, vor uns aufzurichten. Hat uns nicht gleich untrüglich unser Gefühl gesagt, was faul ist daran. Und so kann man sich heute morgen sagen: quod erat demonstrandum. - Trotzdem war es überraschend, wenn man auch schon seit Monaten wußte...
Auf Wiederhören - und auf Wiedersehen! Es wird zwar lange dauern. Jetzt mehr denn je. Aber man muß daran glauben. Jetzt mehr denn je. Und ich glaube daran.
Nochmals alle meine Grüße und Wünsche
herzlich Dein Eugen

 

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