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Brief (Transkript)

Klaus S. aus Köln an Jürgen L. nach Ostberlin am 13.05.1988

 

13.5.88

Liebe Gabi, lieber Jürgen

zunächst einmal möchte ich mich für das schöne Buch bedanken. Es gefällt mir wirklich sehr gut, weil der Weg zu diesen Bildern mit viel Phantasie gepflastert ist und das Resultat mich doch in Erstaunen versetzt hat. Ich selbst habe mich mal in Fotomontagen versucht jedoch war das Ergebnis eher bescheiden. Leider habe ich auch im Moment wenig Zeit mich der Fotografie zu widmen, weil das Studium drückt. Es stehen, wie in jedem Jahr in der letzten Hälfte des Semesters Klausuren an. Diesmal ist es die physikalische Optik und die Mathematik, die mir u.a. Kopfschmerzen bereiten. Das, und mein finanzielles geringes Budget, hindern mich auch Euch im Mai zu besuchen. Ich fände ein baldiges Wiedersehen ebenso schön, doch vor August werde ich wohl nicht aus Köln wegkommen, da ich in den Semesterferien arbeiten muß, um noch Geld für den Urlaub zu haben. Ich glaube es liest sich gerade so, als wäre ich ein total armer Schlucker, daß es nicht so ist, habt Ihr ja während unserem Gespräch erfahren. Doch ich muß mit meinem Geld sehr haushalten, da die staatliche Unterstützung (kurz: BAföG) nur 7 Semester umfaßt und ich mind. 10 Semester für das Studium benötigen werde. Doch nun genug gejammert übers Studium. Übrigens wolltest Du, lieber Jürgen, etwas mehr über das Studium in der BRD erfahren. Wenn du Fragen hast, so will ich sie Dir gerne beantworten – entweder brieflich oder bei unserem nächsten zusammentreffen. Ich finde es wirklich toll, daß Ihr mir die Fachbücher besorgen wollt – doch wie ich gelesen habe ist es doch nicht so einfach. Ihr braucht nicht alle Hebel in Bewegung setzen, um ein Buch zu bekommen. Vielleicht spielt der Zufall ja mit und Ihr bekommt das eine oder andere Buch ohne lange zu suchen. Leider hab’ ich auch keine Vorstellung davon, wie schwer oder leicht es ist die Bücher zu besorgen.
Zur Zeit ist bei uns (bei Euch wahrscheinlich auch) das schönste Wetter. Es fällt mir auch sehr schwer in meinem Zimmer zu bleiben. Bei mir in der Nähe ist ein Park mit einem kleinen Teich. Dort liege ich dann faul in der Sonne und schaue den Kindern zu, wie sie im Wasser plantschen und sich gegenseitig naß spritzen.
In letzter Zeit, ausschlaggebend war unser Zusammentreffen in Berlin, beobachte ich eigentlich intensiver das Verhältnis BRD-DDR und schaue mir Sendungen im Fernsehen an, die über die DDR berichten und denke dann immer an Euch und Eure Probleme. Man kann zwar in einem Brief einiges schreiben doch ich glaube, daß Gespräche, gerade über diese Problematik, ergiebiger sind, weil spontan Fragen gestellt werden können oder man seine Meinung direkt sagen kann. Deshalb werde ich auf jeden fall im Sommer (wann, kann ich leider noch nicht sagen) nach Berlin kommen, so daß wir gemeinsam etwas unternehmen, Ihr mir Berlin zeigt. Ich denke, dass dabei bestimmt gute und offene Gespräche zu stande kommen. Ich hoffe bis dahin aber vorher noch von Euch zu „lesen“. Alles Liebe, bis bald
Klaus

 

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