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Brief (Transkript)

Georg Splettstößer an seine Ehefrau und Kinder am 17.2.1943 (3.2002.1295)

 

17.2.43



Liebes Muttchen u. Kinderchen!

Deine Briefe v. 12.,13. u. 14.2. dankend erhalten. Auch kamen die beiden Päckchen mit Pralinen u. Keks gestern an. Daß ich die Zigarettten erhalten habe, schrieb ich wohl schon. Auch das „Schwarze Korps“ ist gelandet. Habe den Artikel gelesen, der Berichtschreiber muß wohl krank gewesen sein oder überkandidelt. Jedenfalls werde ich danach trachten, meine Haut so heil wie möglich nach Hause zu kriegen, allerdings unter Erfüllung meiner Pflicht. Denn ja gerade dadurch diene ich dem Vaterland viel viel mehr. Ich bin noch jung u. will nicht sterben, denn es stirbt sich nicht so leicht. Daß in Berlin momentan allerlei Gerüchte kursieren, kann ich mir denken, leider wurde den Gerüchten in letzter Zeit genügend Stoff gegeben. Jetzt wieder Rostow u. Charkow! Und trotzdem kommt es mal wieder anders. Es gibt eben nur eines in diesem Krieg für uns, Sieg oder völlige Vernichtung. Und auch der Sieg wird mit sehr viel Opfern u. Leiden, an der Front sowie in der Heimat, verbunden sein. – Mit dem Radio hast Du wirklich Glück gehabt, ich habe mich selber gewundert, 1. über die Annahme u. 2. über die schnelle Ausführung. – Du bist erstaunt über mein gutes Aussehen, liebe Mutti, das Bild täuscht, ich sage Dir das gleich im vorweg, damit Du in Kürze nicht enttäuscht bist. Bin wohl etwas voller im Gesicht, jedoch so doll wie auf dem Bilde ist’s nun doch nicht. Ja, Du hast allen Grund, Dich zu freuen u. kannst fest an mein Kommen glauben. Mutter schrieb auch Urlaubssperre, woher habt ihr denn diese Parolen? Solange ich hier bin, war noch kleine Sperre, es mag wohl im Osten der Fall sein oder gewesen sein. Es stimmt schon, daß wir nur 3 Stk. Zigaretten pro Tag erhalten. Sie reichen noch nicht mal von 20 – 22 Uhr. Alle 3 oder 4 Tage gibt’s statt dessen Tabak, der reicht ja etwas länger. Ich kann Schönhardt schon verstehen. Die Helga hat wohl mit den Zähnen zu tun. Habe 2 Nächte hintereinander von zu Hause geträumt. Die Helga hat mich ganz entgeistert angestarrt u. hatte gerufen „Utti, Utti“ und laufen konnte sie auch schon. Von Hedwig u. Ernst bekam ich gestern auch einen Brief. Ernst rechnet ja damit, daß er sein Geschäft aufgeben muß. Es ist ja doch bitter für ihn, denn er muß sich doch dann ziemlich umstellen. Nun zum Schluß möchte ich Dich bitten, doch kein Päckchen mehr nach hier zu senden, denn es ist sehr wahrscheinlich, daß wir am 1.3. nicht mehr hier sind. Und den letzten Brief kannst Du, sagen wir mal am 26.2. abschicken. Sollten wir noch einige Tage länger bleiben, so ist es durchaus nicht schlimm, wenn ich mal eine Woche ohne Post bin. Die neue Anschrift gebe ich Dir dann sofort bekannt. Unsere Besichtigung ist auf den 22. u. 23.2. vorverlegt. Und so hoffe ich denn, in spätestens 3 Wochen bei Euch zu sein, vielleicht schon früher. Ich freue mich u. muß gestehen, daß mich schon jetzt vor dem Abschied graut, darum warte ich ganz gern u. lebe lieber in Hoffnung, denn was nachdem kommt, wissen die Götter. Aber ich sage mir immer, mein Weg ist mir vorgezeichnet u. was kommen muß, das kommt mit tödlicher Sicherheit. Es küßt Euch innigst
Euer Vati.

 

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