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Brief (Transkript)

Erwin Palm an Frau Splettstößer am 29.7.1943 (3.2002.1295)

 

Im Osten, d. 29.7.43.



Sehr verehrte Frau Splettstösser!

Nachdem nunmehr die Kompanie Ihnen die Nachricht von dem plötzlichen Tod Ihres geliebten Gatten hat wohl zukommen lassen, will ich, wie ich von Georg, meinem allerbesten Kameraden, damals, als wir gen Osten fuhren, verpflichtet wurde, Ihnen einen Bericht über das schreckliche Unglück, das Ihnen sowie auch uns als seine treuen Kameraden widerfahren ist, geben. Wie schon lange erwartet u. durch Gefangenenaussagen bestätigt, hatte der Russe einen Großangriff auf unseren Stützpunkt zu starten. Am Sonnabend den 17. 7. 43. morgens zwischen 430 u. 530 belegte er daher unseren Abschnitt mit einem unerhörten Artillerie u. Granatwerferfeuer. Zu jener Zeit lagen Georg u. ich 50 Meter vor u. zwischen uns auf 50 Meter getrennt in unseren Löchern auf Horchposten. Die Einschläge waren so schwer u. lagen so dicht bei und, daß eine Verständigung nicht möglich war u. jeder so gut wie möglich sich in seinem Loch sich verkroch. Wir hatten nun den Auftrag bei einem etwaigen Angriff des Russen, uns die 50 Meter, die wir weiter vorlagen, zurückzuziehen u. unsere Stellungen dort hinten zu besetzen. Georg hatte sich nun zurückgearbeitet u. stand aufrecht oben vor dem Laufgraben u. war im Begriff in den sicheren Graben zu springen als plötzlich nur einen halben Meter hinter ihm eine Granate aufschlug u. explodierte. Er wurde von den großen Splittern am linken Fuß u. im Rücken schwer getroffen, sodaß er vollkommen bewußtlos zusammenbrach, noch ehe jemand zu ihm eilen konnte, war er schon für immer entschlafen., So schön ein solch schneller Tod ohne weitere Qualen ist, so bitter ist er jedoch für die Hinterbliebenen. Nicht nur Sie, der Sie nun Ihr Alles verloren haben, sondern auch wir Kameraden unserer Gruppe sind auch tief erschüttert von dem schweren Verlust, der Sie betroffen hat u. wir fühlen alle mit Ihnen, da wir fast alles Männer im Alter von Georg sind u. auch daheim Frau u. Kinder haben. Nehmen sie daher unser tiefstes Mitgefühl entgegen u. seien Sie recht herzlich gegrüßt von den Kameraden Ihres Georg, insbesondere von seinem treuesten Erwin Palm.

 

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