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Brief (Transkript)

H. D. an seine Freundin am 29.3.1940 (3.2002.0280)

 

29.III.40.



Mein Liebes!

Vielen Dank für Deinen lb. Brief v. 26. III. 40. Also äußerlich bist Du wieder ganz gesund. Gott sei Dank. Das ist mir wirklich die liebste Nachricht. Und mit der innerlichen Krankheit, was machen wir da? Nicht zappelig werden, Liebes, eines Tages komme ich mal und tue nachschauen. Darauf freue ich mich schon. Wenn ich sehe, wie es dann in den Augen meines Lieblings hell wird. Und dann wird auch wieder die Sehnsucht meines kleinen Mädelchens gestillt. Ich spüre und fühle Dich und Deine Liebe und bin überglücklich darin. Nicht danken sollst Du mir, Liebes, Dir nicht den Kopf schwer machen. Glücklich sollst Du sein u. froh u. ganz zuversichtlich. Und bete zu Gott, daß er uns seine starke Hand läßt, uns weiter führt, wie er es bisher getan. Er wird schon alles recht machen und nicht mehr von uns verlangen, als wir tragen können. Und was wir tragen müssen, werden wir tragen, so wie es sich für aufrechte Menschen ziemt. Das andere aber werden wir abschütteln und meistern, denn nur der Klägling trägt alles. - Du erwähnst das Kriegsende. Nur Geduld, Liebes. Der Krieg hat ja noch gar nicht angefangen. Wann er beginnt, das bestimmt der Führer. Hat er den Marschbefehl gegeben, dann Liebes, glaube mir u. allen meinen Kameraden, wird das Ende nicht allzu lange auf sich warten lassen. Unser Führer und Ihr Lieben in der Heimat werdet Euch auf Eure grauen Söhne hier draußen verlassen können. – Was sagst Du, Liebes, wahrsagen kannst Du? Nein, daß habe ich noch nicht gewußt. Wie machst Du denn das? Tut’s weh, wenn Du wahrsagst? – Gestern bekam ich auch ein Päckchen von Deinem Bruder Richard und dessen Frau (ein sehr nettes Notizbuch u. eine Lupe.) Über die anliegenden Zeilen habe ich mich sehr gefreut. Deine Schwägerin schreibt immer so humorvoll. Mit der Lupe bin ich wirklich überrascht worden. Weißt Du, so ein Ding kann ich als Artillerist bei dem Arbeiten mit Karten sehr gut gebrauchen. Und wenn Du nicht brav bist, kann ich Dich dann auch durch die Lupe betrachten. Gelt, jetzt wird es Dir doch ein bißchen bubberich um das Herzchen! Keine Angst, Liebes. Weißt Du, ich muß Dich doch immer ansehen + durch die Lupe sehe ich Dich doch dann noch viel genauer. Wie geht es denn meinem Liebling. Gehst Du schon wieder in’s Büro? Die habe Dich wahrscheinlich schon ziemlich vermißt, was. Aber Dich ja nicht durch solche Erwägungen leiten lassen. Du darfst erst wieder zum Dienst gehen, wenn Du wieder ganz ganz gesund bist. Gelt, Liebes, Du bist schön brav u. denkst an Dich u. Deine Gesundheit. – Ich gehe jetzt in die Heia. Willst Du mit, Liebling. Kannst Du Dir vorstellen, wie ich mich danach sehne. Ich fürchte mich nämlich so allein. Dann friert es mich auch so, wenn ich allein bin. Also komm, mein liebes, kleines Mädelchen. – Wie geht es denn Deiner lieben Mutti? Ist sie auch wieder hübsch gesund? Grüße sie bitte recht herzlich von mir.
Habe Du, mein liebstes, goldiges Mädelchen die besten Grüße + tausend Küsse von
Deinem H.

 

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