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Brief (Transkript)

H. D. an seine Ehefrau am 21.5.1941 (3.2002.0280)

 

21. V. 41.


Mein kleines goldiges Lieb!

Zwei herrliche Briefe habe ich eben bekommen (13. u. 14. V.) Ich danke Dir auch recht schön, mein Schatzeli: Gott sei Dank, daß sich die Blutungen wieder eingestellt haben. Weißt Du, wenn Du Dich ja nochmal so reckst etc., dann gibt’s ja doch mal etwas auf’s Popöchen. Ich glaube, es wird höchste Zeit, daß ich mal wieder heimkomme und auf mein Stromerchen aufpasse. Gelt, Du machst das nicht mehr Liebes! Über unsere späteren Hochzeitsreisesorgen habe ich herzhaft gelacht. Aber ich sehe, es wird schon so kommen. Aber die Omi wird das schon machen. Die arme Omi! Weiß sie schon, mit was für Aufpasseraufträgen Du sie betrauen willst. Deine Babywünsche werde ich natürlich, soweit meine Lewas reichen, erfüllen. Bin ja mal gespannt, ob ich das finde. Allmählich kenn ich mich ja aus, was so ein kleiner Wicht alles braucht. Ich glaube ich könnte schon einen richtig anziehen. Passe am lauf: Pflaster auf’s Näbelchen, Hemdchen, Jäckchen, dünne Windel, dicke Windel, Umschlagtuch, Mützchen. Stimmt’s? Ein Gummidecken würde ich ihm außerhalb des Wagens ja nicht geben. Ich würde da nämlich auch mordsmäßig brüllen, wenn ich in so ein Ding gepackt würde. Und dann macht sich Muttilein auch noch recht hübsch, den kleinen Schmuser stecken wir in den Wagen und dann geht Papi stolz mit seinem Schatzeli u. dem kleinen Specht raus in die Sonne. Hat Mutti auch die Milchflasche eingepackt. Aber lasse nur, ich hole eine Tafel Schokolade. Weißt Du, da guckt das kleine so mit einem Schokoladenbart bis an beide Ohren aus dem Wagen u. das schmatzt u. schmeckt vielleicht. Oh, jetzt sehe ich aber Mutti bös gucken. Nein, nein, ich stecke die Schokolade schon wieder ein. Mit dem Schokoladefüttern warte ich doch lieber, bis uns Mutti mal alleine läßt. Wie uns das Kind doch heute schon beschäftigt! Wie schön wäre es erst, wenn ich bei Dir sein könnte. Etwas Unwiederbringliches, gerade das Warten auf das 1. Kind erlebe ich ja nun nicht. Aber der Kopf sitzt trotzdem noch auf seinem alten Platz. Und er wird auch oben bleiben. Zur Zeit gibt es ja noch größere Dinge als unsere eigenen noch so tiefen u. berechtigte Wünsche. Und wenn unser Kind dann in seinem wirklichen Leben nur Frieden erlebt, ist das auch für bange werden lassen, Liebes. Früher hat und unser Glücksstern immer hell gestrahlt. Hoffen wir mal, daß er uns auch weiterhin treu bleibt. Und wenn wir ihm so mit List u. Tücke noch etwas nachhelfen, dann klappt es schon. Meist kommt doch alles viel schneller u. leichter als man es vorher erwartet hat. Weißt Du, wohin ich jetzt verschwinde? Na, komm’ ich schon, Du darfst mit. So, jetzt kuschel Dich mal schön daher. So ein bischen darfst Du noch zappeln u. krabbeln. Jetzt schläft mein Stromerchen aber. Erst bekommst Du aber noch viele, viele innige Küsse von
Deinem H.

 

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