31.XII.42.

Mein kleines Schmuserchen!

Der letzte Tag vom alten Jahr! Gerade da soll meine Liebste nicht ohne ein paar Worte von mir bleiben. Die Stunden, die bis zum Ablauf des heutigen Tages noch verbleiben, müßte ich ja eigentlich mit Dir verbringen können. Wir müssen die Hoffnung darauf aber nun auch zu so mancher anderen, die in diesem Jahr nicht ihre Erfüllung fand, legen u. weiter hoffen auf nächstes Jahr. Wir wollen darob nicht traurig sein. Vielmehr wollen wir stolz sein im Gedanken daran und dem Bewußtsein, daß wir auch im vergangenen Jahr unsere Pflicht getan u. gerade gestanden haben, wie es die Stunde von uns forderte. Wir wollen uns freuen über die Kraft, die wir in unserem eigenen Tuen erleben durften, u. daraus die Stärke schöpfen, die wir künftig brauchen. Man möchte leicht etwas wehmütig werden in den letzten Stunden des vergehenden Jahres. dem wollen wir nicht nachgeben. Wir jüngeren Menschen von heute gehören der Zukunft, für die wir ja auch bedingungslos eintreten. Seien wir stolz u. froh darüber, daß wir in die große, zukünftige Zeit hineinwachsen dürfen. Gerade dadurch wird unsere Haltung in diesen Minuten der Jahreswende bestimmt. Frei von aller Gefühlsduselei, aber auch frei von jeder überschwenglichen, unechten Hurra-Einstellung, vielmehr stark, zuversichtlich u. hoffnungsfroh wollen wir den Schritt in das neue Jahr tuen. Nicht vergessen wir aber auch, dem Neuen Jahr all unsere Wünsche in seinen verborgenen Schoß zu legen und vertrauensvoll ihrer Erfüllung zu harren. Glauben wir felsenfest an unseren Stern, der uns bisher so gut geführt hat, bauen wir auch weiterhin auf unser Glück, halten wir es und zwingen wir es zu uns. Je mehr wir es uns erkämpfen umsomehr ist es uns gewogen u. umso treuer ist es uns.
Und nun reiche mir mal Deine lieben Hände, mein herziges gutes Frauchen Du. Ich will und muß Dir danken für all das Gute, was Du mir im vergangenen Jahr getan hast, für all das Schöne, das Du mir gezeigt und das Du mich hast erleben lassen, für Deine treue Kameradschaft mit der Du selbstlos u. opferfreudig mir zur Seite standest in jeder Minute u. jeder Lage. Ich danke Dir für Deine heiße Liebe, mit der Du mich immer u. überall wärmend einhüllst u. Dein fürsorgliches Muttersein an Bübchen und mir. Hoffentlich habe ich Dir alles recht gemacht im alten Jahr. Im neuen will noch lieber u. noch mehr gut sein zu Dir. Nur Freude will ich Dir bereiten, nur Schönes Dir zeigen. Und jetzt nehme ich Dich erstmal ganz nahe zu mir u. gebe Dir viele viele innige Küsse. Bleibe gesund im neuen Jahr, mein goldiges Frauchen. Mögen alle Deine Wünsche und Hoffnungen wahr werden und uns das neue Jahr das bringen, was wir beide mit brennendem Herzen ersehnen, ein gesundes und frohes Wiedersehen. Jetzt nehme ich Bübchen auf den Arm u. lasse ihm seine Ärmchen Dir um den Hals legen u. seiner Mami einen ganz innigen Kuß geben. Er soll auch seiner herzensguten Mami danken für all ihre Mühen u. Liebe, die sie in so verschwenderischem Maße für Klein-Elmar aufgeopfert hat. Und versprechen tut er seiner lieben Mami, daß er sie immer ganz ganz lieb haben wird, daß er immer artig und lieb sein wird u. ein Bub sein will, an dem Mami ihre Freude hat u. auf den sie stolz sein kann. Jetzt aber mein Schatzeli, passe auf ... 24 h ... trinke ich auf Dein ganz spezielles Wohl einen ganz kräftigen Schluck – Creme d’Allasch – aus einer Flasche, die mir heute der Kommandeur aus seiner untersten Kiste spendiert hat.*
„Prosit Neujahr – mein herziges Schatzeli!“
Bleibe gesund, mein Lieb. Küsse Klein-Elmar von mir. Wenn wir uns im nächsten Urlaub in die Arme fliegen trinken wir dann zusammen auf unser Glück u. unsere Zukunft.
Es küsst Dich, meine Liebste, unzähligemal heiß u. innig
Dein H.

* Da kannst Du mal probieren, was ich für einen guten Tropfen hatte zum Jahreswechsel – Prost! Wie herzhaft ich mit Dir angestoßen habe, siehst Du an dem Fleck, denn – bumm da fiel die Flasche um. Prost Neujahr!