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Brief (Transkript)

H. D. an seine Ehefrau am 16.7.1942 (3.2002.0280)

 

16.VII.42



Mein liebstes Frauchen!

Vor mir liegen Deine Karten v. 28. VI. u. Deine beiden Briefe vom 30. VI. u. 1. VII. Ich habe sie schon 3 mal gelesen. Es sind Deine Zeilen aus Sargenzell u. den Tage hinterher. Du hast tatsächlich recht. Da habe nur ich gefehlt. Es muß halt in jeder Freude ein kleiner Wermutstropfen drinnen sein. Geweint hat mein Schatzeli am Hochzeitstag als Willi kam. Ich verstehe Dich da vollkommen, Liebste. Komme zu mir! Ich küsse Dir Deine Tränen wieder fort. Ganz eng schmiege ich Dich an mich, lege meine Arme fest um Dich u. lege Dein Köpfchen an meine Brust. Und jetzt bist Du zufrieden u. wieder ruhig, gelt. Ich bin doch bei Dir und werde Dich auch nie wieder hergeben. Alles was uns jetzt oft so schwer bedrückt, ist doch nur eine Frage der Zeit. Dann will ich auch noch mal was sagen. Sieh’ mal ich bin Offizier, und das heißt nicht nur mehr Recht haben, sondern auch in 1. Linie mehr Pflichten. Und Du bist doch mein lieber kleiner tapferer Kamerad, wie es keiner hier draußen an der Front zu mir sein kann. Wie wir hier draußen eine auf Gedeih u. Verderb verschworene Gemeinschaft sind, so müssen wir doch auch zusammen halten u. tuen es auch. Ich weiß, es ist dies alles nicht so leicht gelebt wie gesprochen. Aber wir müssen es uns immer wieder sagen, dann wird das „leben“ leichter. Ich rede Dir immer gut zu, Liebes, gelt u. Du bist allein. Ich will Dir aber auch garnicht ausreden, daß alles schon ziemlich schwer ist, ich will Dir nur tragen helfen. Du sollst wissen, daß Du nicht allein bist, daß Deine Gedanken, Deine Sorgen auch meine sind. Ich will nur Zuversicht in Dein Leben hineintragen, Hoffnung und viel viel Freude. Wir werden die Gegenwart zwingen, weil wir müssen, und die Zukunft gehört uns. Schau Dir Bübchen an, das ist unsere Zukunft. Seine strahlenden Augen leuchten sie Dir nicht bis in die innerste Seele, und seine kleinen Patschhändchen, sind sie Dir nicht schon eine starke Hilfe u. Stütze. Küsse ihn von mir u. sage ihm, er solle seiner Mami recht viel Freude machen u. recht lieb zu ihr sein. Du, mein Liebes, bleibe schön gesund. Von mir kann ich Dir sagen, daß ich es Gott sei Dank, auch noch bin. Jetzt komme ich zu Dir gekrabbelt. Ich will ganz deutlich Deine Nähe spüren.
Es küßt Dich viele viele mal heiß u. zärtlich
Dein H.

Viele Grüße an Oma!

Vielen Dank für die Feuersteine u. die Bleistiftminen. / Heute habe ich auch 2 kleine Päckchen (je eine Dose Fisch) an Dich abgeschickt. Guten Hunger. Dein H.

 

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