Nach Zeitraum suchen

von 
bis 
SUCHE ZEITRAUM
Bestandskatalog PDF

Brief (Transkript)

H. D. an seine Freundin am 13.1.1940 (3.2002.0280)

 

13.I.40.



Mein liebes kleines Schmuserchen!

zunächst das Postalische: Heute habe ich Deinen Brief v. 27. XII. aus Hochwaldhausen erhalten. Es fehlen mir jetzt noch Nr. 2 (der ist wie Du mir schriebst, unter einer anderen Nummer abgegangen) + Nr. 6. Trotz allem aber vielen Dank, daß Du mich Einsiedler hier in der Klause so lieb mit vielen Briefen beschenkst. Weißt Du, wenn mir Mittags einer das Essen auf meine – bringt, da ist immer die erste Frage, - und dabei habe ich einen Mordshunger, - „Hab’ ich Post“? „Jawohl“ kommt dann fast immer. Wie dann das Essen schmeckt. Den „Freßpott“ zwischen den Knien, einen großen Hunger im (beinahe hätte ich gesagt Bauch) – meine natürlich im Magen geht es dann ran, an das Essen nämlich. Daneben liegt Dein Brief, ungeöffnet. Da wird gelöffelt, immer tapfer. Zwischendurch wird nach dem Brief geschielt. Was da wohl alles für liebe Worte von meiner E. drinstehen! Was sie da wohl wieder alles zu erzählen weiß. So Gott sei Dank, der Pott ist leer + der Hunger auch weg. Nun gibt es Nachtisch: Jetzt wird der Brief geöffnet, behaglich eine Zigarette angesteckt + gelesen. Da ist alles vergessen: Laufgraben, Sichtdeckung, Geschützfeuer + all diese schönen Dinge. Jetzt gehöre für _ Stunde nicht nur in Gedanken meiner E. sondern auch äußerlich. Niemand stört mich + ich lausche ganz den Worten + dem Geplauder meines Lieblings. Ja Du, kleines, Du hast schon Deine liebe Last mit mir. Wenn ich Dich aber nicht hätte dann wäre der Einsiedler ja gleich fertig. Das will ich aber nicht sein + auch nicht werden. Ich weiß etwas was viel, viel schöner ist. Du hast das Bild in Deinem letzten Brief selbst gemalt. Ich möchte so der Mann sein von einem süßen herzigen Frauchen + der Papa von so einer Gruppe Bengels wie Du es geschildert hast. Wenn da Papa + Mama ausgehen + diese Horde drum herum, glaubst Du, daß da die beiden sehr glücklich sein werden. Und was wird dann die Mutti ihre Last haben, bis sie dann sie kleinen + auch den großen Bengel versorgt hat. Auf Papi’s Schoß ist aber immer Platz + Papi hat auch immer Zeit für sein herziges Frauchen, da darf sich dann Mutti ausruhen + die kleinen Kerle sind dann ganz ruhig, daß Mutti dies + auch wirklich tut + auch tuen kann. Und abends kuschelt sich dann Mutti in Pappi’s Arm + schläft hübsch + ruhig + träumt von ihren kleinen + großen Bengeln. So wird’s gemacht, gelt Liebes. Däh hall, wie geht es Dir denn noch, bist doch noch schön gesund und munter? Ich muß halt immer an mein liebes, frisches + süßes Mädelchen denken. Manchmal meint es das liebe Ding aber auch zu gut. Und da muß ich ihm dann halt den „Marsch blasen“ + zwar wie folgt: In Form eines leichten Schlages habe ich Kenntnis genommen von Deiner Absicht, mir einen Off.-Rock machen zu lassen. Das gibt es also nicht. Jetzt möchte ich Dein „Zu B’fehl Herr Wchmstr.“ hören Ja, gelt, da staunst Du, kurz + bündig. Aber passe mal auf Liebes. Ich habe für so ein Ding wirklich keine Verwendung. Nach Tagen würde der ausschaun, na … Das Ding paßt einfach nicht hierher. Das gehört in’s Kasino aber nicht in den Krieg u. in Stollen, Laufgräben etc. Das Geld wäre also rausgeworfen. Und dann vor allem eines. Du hast ja gehört, was so ein Ding kostet. Mit einer solchen Ausgabe würdest Du mir keine Freude machen. Ich bitte Dich wirklich, spare Dir das Geld oder kaufe Dir selbst nützlichere Dinge. Das würde mich bestimmt freuen. Zu meinem Geburtstag wünsche ich mir nur einen lieben Brief von Dirt. Der würde mich bestimmt riesig freuen. Nun bleibe schön gesund. Jetzt gehen wir in die Baba. Vorerst aber lasse Dich, mein liebes Schmuserchen, ganz herzlich küssen von
Deinem H.

 

top