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Brief (Transkript)

Fritz Pabst an Hildegard Pabst am 7.12.1941 (3.2002.0306)

 

7.12.41



Nun mein liebes Mottchen!

Erstmal recht vielen Dank für Die von Dir in den letzten Tagen eingegangene Post, es sind drei Briefe vom 15.9., 14.+16.11. und das Päckchen mit den Äpfeln, leider waren sie ganz braun, wahrscheinlich erfroren, aber ich habe mir die besten davon ausgesucht und sie gebraten, sie haben noch einigermaßen geschmeckt. Jetzt ist es in Rußland nicht an der Zeit, daß man etwas essbares so ohne weiteres fortwirft. Vor einigen Tagen habe ich noch zu meinen Kameraden gesagt, für ein paar Äpfel gäbe ich jetzt sonst etwas und siehe da, ich bekam sie einige Tage später. Schade, daß sie nicht mehr gut waren, aber dafür kannst Du ja auch nicht, jedenfalls habe ich mich gefreut und sage Dir meinen besten Dank. –
Auch von meinen Eltern habe ich einen Kuchen bekommen, da habe ich mich gleich mal satt gegessen. –
Ja vom 15.9. bekam ich noch einen Brief von Dir, er ist ja lange genug unterwegs gewesen. Darin schreibst Du es sei wieder Sonntag aber er unterscheide sich nicht von den anderen Tagen, ja was ist denn eigentlich Sonntag? Das wißen wir nicht mehr, es ist schon zu lange her, daß wir mal einen richtigen Sonntag hatten, so lange Krieg ist, bestimmt nicht, es sei denn im Urlaub aber das ist ja auch lange her. –
Paul und seine Braut (vielleicht ist sie heute schon seine Frau) hattest Du zum Kaffee und Abendbrot eingeladen, das muß doch schön sein wenn man irgendwohin gehen kann und etwas zum essen bekommt, einladen könntest Du mich ja auch mal und wenn es nur zum Abendbrot wäre aber ich könnte ja nicht kommen, nur einmal möchte ich mit Euch meine Lieben essen. – Aus Saloniki konnte ich die vielen Zigaretten schicken, aus Rußl. kann ich das nicht mehr, denn hier gibt es keine zu kaufen durchschnittlich bekommen wir drei Stk. als Portion. Zigarren würde ich lieber rauchen wenn ich nur welche hätte. – Die Zigaretten stelle aber nicht feucht damit sie nicht verderben, denn wenn ich mal auf Urlaub kommen sollte, dann will ich nur gute Ware rauchen und dabei einen Vergleich ziehen zwischen dem Balkan und dem Osten. –
Uns läuten in diesem Jahre keine Glocken, dafür stehen wir ja auch im Dienste des Volkes und bringen gern jedes Opfer und sei es noch so groß, wißen wir doch, daß dieser Weg einer besseren Zukunft entgegenführt und unsere Kinder vor einem Krieg bewahrt bleiben. – Daß wir unserem Führer dienen und den Bolschewismus vernichten können ist unser Stolz und so „feiern“ wir Weihnachten in dem Lande, deßen Volk nichts weiß von einem Fest der Freude.-

Rußland, d. 7.12.1941



Meine lieben in der fernen Heimat!

Dieses Bild soll Euch ein Weihnachtsgruß von mir sein, denn ich bin ja persönlich doch nicht bei Euch, aber im Geiste und ich werde mich der schönen Stunden des vorigen Weihnachtsfestes erinnern. –
Setzt Euch bitte über die Tatsache, daß ich nicht bei Euch bin, hinweg und ich will es auch versuchen. Denken wir an die Männer, welche nicht mehr in der Lage sind ihren Lieben zu schreiben und danken wir der Vorsehung, daß wir noch gesund sind. –
Leider kann ich Euch nicht mit dem kleinsten Gegenstand erfreuen, wie ich es so gern tät, aber das ist nicht unser Verschulden. – Nun laßt Euch nicht daran hindern ein frohes Fest zu feiern, beim nächsten bin ich hoffentlich für immer bei Euch und dann soll die Zeit vergeßen sein und es soll wieder sein wie früher. –
Es fällt mit aus begreiflichen Gründen schwer noch mehr zu schreiben, darum nehmt mit diesen Zeilen vorlieb und seit alle meine Lieben herzlich von mir gegrüßt u. geküßt. Dein Fritz u. Euer Vater bzw. Schwiegers

 

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