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Brief (Transkript)

Fritz Pabst an Hildegard Pabst am 24.11.1941 (3.2002.0306)

 

24.11.41



Meine Lieben!

Nun kann ich Euch mal wieder einige Zeilen schreiben, denn acht ruhelose Tage liegen wieder hinter mir. Jetzt haben wir nun unser Quartier in Charkow aufgeschlagen und wenn wir auch hier wieder Brücken bauen müßen, so haben wir doch endlich ein festes Quartier und man kann wieder an seine Lieben schreiben. Als gestern die Kompanie hier eintraf, ich war ja mit dem Vorkommando schon einige Tage früher hier, da brachte sie mir Post von Euch meine Lieben mit. Es sind zwei Briefe vom 22. + 27.10. worin auch der von Karlheinz und Manfred lag. Und was kam noch? ein Päckchen mit Gebäck und Wurst und Zigaretten. Wie sehr ich mich über den Inhalt gefreut und sehnsüchtig auf ihn gewartet habe könnt Ihr Euch garnicht vorstellen. Ich habe mich heute Morgen schwer bremsen müssen, sonst hätte ich den gesamten Inhalt auf einmal gegessen. –
Also meine Lieben recht vielen Dank dafür, ich hoffe es einmal wieder gleich machen zu können. Einige Bohnen (Kaffee) habe ich für Euch gesammelt, wenn ich sie nicht selbst zu Weihnachten bringen kann, dann schicke ich sie zur Zeit ab, damit Ihr dann wenigstens etwas Bohnenkaffee zum Christwek habt auch das Öl habe ich noch, aber das kann ich ja nicht schicken, wenn ich natürlich Urlaub bekomme bringe ich es mit. Aber wann?! ------
Nun mein liebes Mottchen zu Deinen lieben Briefen. Vor allem besten Dank für die Grüße von A. Henning, er liegt wohl noch in Frankreich? Wohl dem der Rußland nicht sieht. – Aber auf dem Bild das kann ich wohl kaum sein, obwohl ich oft höhere ruß. Gefangene Offz. gesehen habe, so kann ich mich nicht entsinnen geknipst zu sein. –
Ja wenn ich nur den lieben Bengel einmal bei seinem Tun beobachten könnte, aber leider ist es mir nicht vergönnt. Über Deinen schönen Brief freue ich mich sehr mein lieber Manfred, für ihn die Küsse und Grüße sage ich Dir meinen besten Dank und wenn ich einmal Euch besuchen komme, dann gebe ich sie Dir wieder zurück.
Und nun mein lieber Karlheinz auch Dir gilt mein herzlicher Dank für Deinen Brief, wie ich daraus ersehe, mußt Du ja nun tüchtig lernen, aber das alles brauchst Du ja für Dein Leben und deshalb lerne mit Fleiß und beherzige den Spruch der an Eurer Schule steht. „Nicht für die Schule, sondern für das Leben lernen wir.“ – Und unser liebes Gundelchen verhält sich jetzt ganz ruhig, na auch Du wirst mir bald mal wieder schreiben. Ich lege Euch jeden fünf Mark bei, laßt Euch von Mutti etwas kaufen dafür oder auf die Kasse bringen.
Nun mein liebes Mottchen, daß ich unseren Hochzeitstag vergessen habe, darfst Du mir nicht übel nehmen denn in der letzten Zeit ging alles ein wenig durcheinander, vielleicht könnten wir den nächsten zusammen feiern. Aber mit dem Ende mitte November habe ich mich geirrt. – An meiner Gesundheit brauchst Du nicht zu zweifeln und mit der Verpflegung ist es auch etwas besser. – Kalt ist es hier schon, aber doch trocken und das ist viel wert. Im Allgemeinen ist es hier wie in Kiew auch, die Industrie ist fast völlig zerstört und einzelne Fälle von Sabotage kommen auch noch vor, dafür werden dann eine Anzahl Zivilisten öffentlich erhangen. –
Nun hoffe ich, daß ich doch bald mal zu Euch m. Lieben kommen kann, denn erzählen läßt sich mehr als schreiben.
Seit alle vielm. herzlich gegr. u. geküßt von mir. Auf Wiedersehen u. einen herzl. Kuß
Dein Fritz

 

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