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Brief (Transkript)

Fritz Pabst an Hildegard Pabst am 22.12.1942 (3.2002.0306)

 

22.12.1942



Meine Lieben!

Vor allem wünsche ich Euch ein gesundes und frohes Neujahr, möge es uns den Frieden bringen und uns gesund wieder sehen laßen. Daß es mir etwas besser geht, siehst Du mein Mottchen wohl gleich, weil ich ja mit Tinte schreibe. Seit dem 19. Dez. habe ich nämlich vorübergehend die Verpflegung übernommen. Das ist ein persönlicher Vorteil. Hungern brauche ich in der Zeit nicht, es war aber auch höchste Zeit für mich, hätte ich den schönen Erholungsurlaub nicht gehabt, wäre ich vor die Hunde gegangen. – Nun muß ich Euch etwas trauriges mitteilen, am 20. abends wurde Paul Werner durch Bombensplitter tötlich verletzt. Ein Splitter durchschlug ihm den Hals und einer die Brust, ich war gleich bei ihm, aber er war sofort tot. Schade um ihn, denn er war ein guter Kamerad. Sollte es dort noch nicht bekannt sein, dann behaltet es bitte für Euch. – Im allgemeinen hat sich an unserer Lage noch nichts geändert, wir sind noch eingeschloßen, aber jeden Tag kann die Befreiung kommen. Post haben wir immer noch keine, rechnen aber täglich damit, dass uns die brave Ju., die ja alles bringt, auch nicht vergißt. – Nun sind es schon über 5 Wochen, daß ich keine Wäsche waschen konnte, an einem Abend habe ich 28 Stck. Läuse gefangen, heute waren es nur 15, also mit der Zeit scheinen sie weniger zu werden, ihnen geht es wie uns. ---- Gewaschen und rasiert habe ich mich in den letzten 4 Wochen auch nicht, keine Gelegenheit dazu, wir haben alle Zentimeterlange Bärte, aber die Hoffnung und den Mut verliert keiner, wir alle wißen, der Sieg ist unser. Ich habe jetzt einen kleinen Bunker und sogar ein Öfchen, aber wenig Holz zum Heizen, man kann sich wenigstens etwas wärmen, schlafen tue ich vorläufig mit beim Komp.Chef. -
Weihnachten wird wohl wie jeder andere Tag auch für uns werden, denn Zusätzliches gibt es wahrscheinlich nicht. – Ich frage mich jeden Tag, wie mag es wohl daheim sein, ob wohl noch alles in Ordnung ist, hoffen tue ich es inbrünstig. Was macht die kleine Ursula, läuft sie schon, ihren Papa habe ich noch nicht getroffen und konnte deshalb die Grüße von Frau Stetten nicht übermitteln, er ist ja sicher auch mit im Kessel. Unsere lieben Kinder fahren wohl tüchtig Schlitten, oder liegt etwa noch kein Schnee bei Euch? Hier ist die Erde nur mit 5 cm Schnee bedeckt und einige Grad Kälte dazu. –
Wenn ich nun den nächsten Brief schreibe, dann ohne Luftpost, denn nun habe ich nur noch eine Marke und die verwende ich beim übernächsten. Damit ihr nicht zu lange auf Post zu warten braucht, ich schreibe ja so schon wenig genug, aber die Verhältnisse lassen nicht mehr zu. Nun hoffe ich meine Lieben alle, daß Ihr die Feste gut und gesund verlebt habt, macht Euch nicht Gedanken um mich. Ich komme bestimmt wieder hier heraus, davon bin ich fast überzeugt und dann wird alles wieder gut. Grüßt bitte alle Verwandten von mir denn ich kann nicht an alle schreiben und seit auch Ihr meine Lieben alle herzlich von mir herzlich gegrüßt und geküßt, Dich aber mein liebes Mottchen küsse ich besonders herzlich und innig und hoffe, daß wir uns bald gesund wieder sehen.
Dein Fritz

 

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