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Brief (Transkript)

Fritz Pabst an Hildegard Pabst am 19.5.1940 (3.2002.0306)

 

19.5.40.



Meine Lieben!

Post habe ich zwar noch keine von Euch bekommen, aber trotzdem schreibe ich wieder, denn ich habe ja nicht immer Gelegenheit dazu. Wir liegen nun schon 4 Tage in Recogne (Belgien) und bauen eine Brücke über die Eisenbahn, denn die andere ist vom Feind gesprengt worden. Morgen, also Montag, ist sie fertig und dann kommen wir in die Gegend von Sedan. – Seit Gestern kommen die Gefangenen hier durch Marschiert, alles durcheinander, schwarze, braune, gelbe und weiße. Ich habe schon früher schwarze gesehen, aber solche noch nicht, diese waren wie mit Teer gestrichen, an unserer Baustelle arbeiten auch 100 Mann, zum Teil alles Franzosen, die müßen den Schutt wegräumen. Im Allgemeinen ist hier jeden Tag dasselbe Bild. Kolonne an Kolonne, Flieger hinter Flieger alles nach vorn, und uns hält man hier fest. Na nur noch einige Tage dann sind auch wir wieder dabei.
Nun meine liebe Hildegard, ich habe lange nichts von Euch gehört. Hoffentlich seit Ihr noch gesund und es ist alles beim Alten. Die Postsperre ist ja nun auch aufgehoben, da werde ich wohl jeden Tag einen Brief bekommen, wenn es möglich wäre, könnte ich Euch noch etwas schicken, ich hab im Tornister 1 Pfd. Bohnenkaffee und 2 Stück gute Seife, sobald Päckchen frei sind, dann schicke ich es ab. Hühner gibt es hier nicht mehr, aber dafür Rinder und Kälber. Gestern hatten wir zum Abendbrot (d.h. 12 Mann unsere Gruppe) drei Kaninchen und Salzkartoffeln. Da haben wir aber gegessen. Heute hat unser Gruppenführer 1 Zentner fr. Rindfleisch besorgt, da gibt es morgen Braten, Kartoffel haben wir auch genug, bloß Gewürz fehlt, aber es geht auch ohne dem.
Wenn ich nur Milch trinken könnte, denn die gibt es hier Eimerweise. Das Vieh ist Tag und Nacht auf der Weide und niemand auser uns melkt es. Hätte ich Kakao dann würde ich diesen kochen, aber ich habe noch keinen gefunden sooft ich schon danach gesucht hab. Aus Gottern habe ich auch ein Päckchen bekommen, wir kamen abends um 10 nachhause und da gab es die erste Post, ich habe es gleich mit meinen Kameraden geteilt, denn am nächsten Morgen mußten wir wieder weiter und da kann man nichts gebrauchen wie was man unbedingt haben muß. Eben haben wir Gelegenheit gehabt, die Gefangenen zu füttern, wir hatten eine unmenge Knäckebrot liegen, das haben wir rausgeworfen, da hättet Ihr mal sehen müßen wie sie sich darüber her gemacht haben, Hunger muß doch weh tun. –
Also mir geht es gut, braucht Euch auch gar keine Sorgen um mich zumachen, wenn der Krieg vorbei ist, dann komme ich gesund nachhause, früher wird es wohl nichts werden. Bis dahin Kopf hoch und aushalten, der Sieg ist unser. Seit alle herzlich gegrüßt und gek. von mir
Auf Wiedersehen
Fritz

 

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