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Brief (Transkript)

Fritz Pabst an Hildegard Pabst am 26.10.1941 (3.2002.0306)

 

26.10.41



Meine Lieben!

Nach langer Zeit haben wir gestern Abend wieder Post bekommen. Ich bekam gleich vier Briefe von Dir mein liebes Mottchen, sie sind vom 7.-9., 1. 3. und 6.10. Also habe recht vielen Dank dafür, daß ich mich sehr darüber gefreut habe, kannst Du Dir wohl denken und gleich macht das Leben wieder mehr Spaß. Du erzählst da in den ersten Briefen noch von Erntearbeiten aber die sind wohl nun längst vorbei. Ich freue mich, daß alles gut geklappt hat und Ihr einigermaßen gut abgeschnitten habt. Nun füttert die Schweine gut, damit Ihr auch recht viel in die Speisekammer bekommt, ob ich wohl zum Schlachten dabei bin? –
Da habe ich ja noch einige Päckchen von Euch zu erwarten, hoffentlich kommen sie noch an, auch das aus Gottern ist noch nicht da. Aber was hast Du denn gedacht, als das Päckchen mit dem weißen Stoff ankam? Der Kam. von dem ich es bekam, hat 6 heimgeschickt, dessen Frau kam z.Zt. nieder und da hat sie es gut gebrauchen können. Jedenfalls war es mir zum wegwerfen zu schade. Nun hast Du da gleich fünf Mark in den Brief gelegt um mir aus der Not, in der ich damals war, zu helfen, aber nun brauche ich sie nicht mehr, denn hier hat das Geld für uns keinen Wert man kann ja nichts kaufen, aber trotzdem danke ich Dir recht herzlich dafür.
Die Baderei hat ja nun in der Unstrut ein Ende, wenn Ihr so ein Wetter wie wir habt, kann ja Niemand auf die Straße denn hier regnet es ununterbrochen, Gottseidank daß wir nicht raus brauchen, wir warten immer noch auf den Marschbefehl. Gestern waren wir zum erstenmal im Kino „Immer nur Du“ wurde gespielt, aber die Hauptsache war für uns die Wochenschau auch von Kiew, welches wir ja inzwischen kennengelernt haben, wurde allerhand gezeigt. – Das Zentrum ist ja nach der Einnahme durch Sabotage, Explosionen und Brand zerstört worden und wer weiß, was in nächster Zeit noch hochgeht. –
Die Geburtstage habe ich nun doch vergeßen, das ärgert mich, aber nur der weiß wie etwas kommt, der dies selbst mit macht. Hoffentlich nimt es mir niemand übel, es war ja auch gerade in der Zeit wo wir keine Gelegenheit zum Schreiben hatten. Für die Zigaretten bin ich sehr dankbar, denn hier sind die Rauchwaren sehr knapp, aber trotzdem brauchst Du mir keine von den griechischen zu schicken, denn die will ich ja rauchen wenn ich mal auf Urlaub komme, wann das wohl dazu kommt? – Nun wird es ja Winter und da kannst Du meine Liebe, öfters mal ins Kino gehen, dann hast Du etwas Abwechslung und siehst auch was im Osten los ist, natürlich sehr Ihr noch lange nicht alles und könnt nicht ahnen, in welchen Mengen Blut hier gefloßen ist, d.h. natürlich von Seiten der Bolschewiken und hauptsächlich der Juden, die gibt es ja hier wo Deutsche sind, nicht mehr. – Aber vom Kampf selbst haben wir hier nichts gesehen und werden wohl auch nicht mehr zur Front kommen, denn in nächster Zeit wird wohl auch hier der Krieg zu ende sein. Dann werden wir hoffentlich auch unseren längst verdienten Urlaub bekommen. – Weil heute Sonntag ist, wollte ich Nachmittag eigentlich große Wäsche machen, heute Morgen hatten wir Dienst bis Mittag und nun habe ich doch Post, die muß ich erst beantworten und wenn mein Hemd noch schmutziger ist, dann eben morgen oder übermorgen. – Ich hoffe daß Ihr meine Lieben noch gesund seit und es Euch gut geht, dies ist bei mir auch der Fall. Seit vielm. herzlich geküßt u. gegrüßt von mir. Auf Wiedersehen! Dein Fritz

Das mit der Träumerei mein Mottchen geht mir auch so und nicht selten bist Du im Traum bei mir aber einmal kommt die Zeit wo wir nicht mehr zu träumen brauchen und wir uns für immer haben. – Darum werde nicht mißmutig und halte Dein Köpfchen hoch. – Wenn ich wieder bei Dir bin dann ist alles vergeßen und nun küsse ich Dir im Geiste Deine Lippen wund und bin in Gedanken immer bei Dir.
Dein Fritz.

 

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