Nach Zeitraum suchen

von 
bis 
SUCHE ZEITRAUM
Bestandskatalog PDF

Brief (Transkript)

Fritz Pabst an Hildegard Pabst am 22.5.1940 (3.2002.0306)

 

22.5.40



Meine liebe Hildegard,

nun sind schon über 14 Tage vergangen und ich habe keine Post von Dir. Ich weiß ja, dass Du nicht schuld daran hast aber man wird doch langsam ungedultig. Hoffentlich ist noch alles in Ordnung bei Euch. – Wir liegen immernoch in Recongne, warten stündlich auf den Abmarsch, unsere Brücke ist fertig und nun erholen wir uns ein wenig.
Wir haben wunderbares Wetter und können uns nun den ganzen Tag auf die Wiese legen da wirst Du mich wohl beneiden. – Aber in der Nacht liegen wir in einem verlaßenen Haus und zwar so dicht, daß sich keiner bewegen kann. Trotzdem sind wir zufrieden, denn wir haben schon schlechtere Lager gehabt und wer weiß wie es in Frankreich wird. – Nun sind unsere Truppen schon an der Küste, in einer Woche wird wohl der Krieg zuende sein, denn das Tempo wird immer mehr gesteigert und unsere Luftwaffe, die ja die Hauptsache macht, ist noch nicht voll eingesetzt. Gestern abend zählten wir 150 ! Flugzeuge die über uns hinweg nach Westen flogen und nach zwei Stunden kamen 148 wieder zurück und landeten auf ihren Plätzen die hier in unserer Nähe liegen. Also nur 2 Verluste. Nun sind wir gespannt, wo die gewesen sind. Da hat aber der Feind wieder etwas abbekommen, nun wird es nicht mehr lange dauern und sie fliegen nach England. – Jeden Tag kommen tausende von Gefangenen hier vorüber, das Bild müßtet Ihr mal sehen zerrissen und zerlumpt sind sie. Aber Engländer hat man noch keine gesehen. – Wenn dieses Gesindel nach Deutschland gekommen wäre dann wäre nichts am Leben geblieben. –
Jetzt kann man erst die Gemeinheit ermessen, farbige Völker gegen uns kämpfen zulassen. – Gestern Nacht hat ein schwarzer im Lager einen Franzosen die Kehle durchgebissen, sind das Menschen? Darf man auf solches Pack Rücksicht nehmen? Er ist natürlich erschossen worden, aber das ist doch keine Strafe.
Nun meine Lieben, mir geht es gut und zwar in jeder Beziehung, um mich braucht Ihr Euch keine Sorgen zumachen. Hühner und Kaninchen sind zwar alle, aber wir haben trotzdem genug zu Essen. Jetzt bekommen wir auch jeden zweiten Tag Schokolade, ich esse sie, weil ich keine Milch trinken kann, sonst würde ich sie aufheben und wenn es ginge Nachhause schicken. Viele Kühe gehen ein, weil sie nicht gemolken werden. Schade um die schönen Tiere, sie sind alle schön im stand.
Nun will ich schließen, ich hoffe daß ich bald Post von Euch bekomme und Ihr auch meine erhaltet. Seit alle recht herzlich gegrüßt und geküßt von mir.
Fritz

 

top