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Brief (Transkript)

Christa G. aus Dresden an Gerda Z. nach Karlsruhe am 12.10.1984

 

Dresden, den 12.10.84

Liebe Frau Z.!
Heute habe ich ein Geburtstagspäckle für Sisko zur Post gebracht. Der Inhalt ist vielleicht nicht ganz passend, aber es ist so schwer, etwas Ordentliches zu finden. Da Sie voriges Jahr Mangel an weihnachtlichen Geschichten hatten, erwarb ich gleich nach dem Fest das Buch. So haben Sie es nun dieses Jahr rechtzeitig. Alles habe ich nicht gelesen, aber manches ist gut und die Bräuche der verschiedenen Länder sind jedenfalls interessant. –
Vorgestern kam Ihr liebes Paket an; vielen, vielen Dank dafür. Gleich gestern gab es schönen Kartoffelbrei mit gebackenen Selleriescheiben und Tomatensauce aus eigenen Tomaten. – Die Gartenübergabe ist nun endgültig abgeschlossen, Anne hat noch sämtliche Schwarzwurzeln, Tomaten, Blumen und sogar alle Hagebutten geerntet. Nun arbeitet sie im Hausgarten, wenn es nicht gerade regnet. Wir haben einige Fuhren gute Erde mit herüber genommen. – Meine geplante Reise verschiebt sich – durch den Wunsch meiner Freundin, daß ich ihr zum 70. Geburtstag helfen soll, ihre Gäste zu versorgen – bis zum 16.11. Wenn alles so läuft wie jetzt geplant, werde ich vom 16. – 20.11. in Karlsruhe sein. Es wäre schön, wenn wir uns sehen könnten. Meine Freundin ist sehr krank, sie hat eine Glomerulonephritis und die dafür vorhandenen Mittel schlagen nicht mehr an. So muß sie in immer kürzeren Abständen in’s Krankenhaus, aber sie hat eine ungeheure Energie und auch Lebenswillen, trotzdem sie sich sehr plagen muß. –
Anfang November werde ich die obligaten Weihnachtsstollen backen, es ist voraussichtlich zum letzten Mal, der Bäcker ist über 80 Jahre alt und will nach Weihnachten aufhören. – Allmählich bin ich jetzt mit Ordnen und Aussortieren in Wohnung, Keller und Schuppen durch. Ich tat das mit sehr geteilten Gefühlen, aber jetzt träumte ich einen wunderbaren Traum, in dem mir Jutta sehr liebevoll entgegenkam und versicherte, jetzt könne sie „wahrhaft leben“. Das hat mich sehr beglückt! - Hat eigentlich Sisko schon eine Vorstellung, was sie mal werden möchte? Bei uns müssen sich die Kinder schon sehr früh entscheiden. Andrea L. lernt jetzt Segelfliegen und hat eine Lehrstelle im Flugzeugwerk in Klotzsche, da darf sie keine Westkontakte mehr haben. Sie ist ein eigenartiges Kind, sehr still, aber immer höflich und freundlich. Sabine ist sehr pflichtbewußt und schon voll erwachsen.
So, für heute Schluß. Nochmals herzlichen Dank und viele Grüße an Sie alle! Ihre Anne u. Christa G.

 

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