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Brief (Transkript)

Christa G. aus Dresden an Gerda Z. nach Karlsruhe am 15.09.1987

 

Graal-Müritz, d. 15.9.87

Liebe Frau Z.!
Es wird hohe Zeit, Ihnen auf Ihre lieben „grünen Grüße“ von Ihrer Urlaubsreise zu danken. Ich besitze ein Buch „So grün war mein Tal“, das in Irland spielt. Das Land habe ich nun ganz richtig vor Augen. –
Inzwischen sind Sie längst wieder in Karlsruher Gefilden und im Dienst. Die „jungen Damen“ sind wieder in der Schule, sofern sie nicht auf irgend einer Auslandsreise sind. Und ich bin wieder mit meinem Doktor an der Ostsee, allerdings nur für 10 Tage, aber ich liebe die See sehr. Die Saison ist vorbei und wenn wir früh an den Strand gehen, haben wir ihn ganz für uns allein. Wir machen ziemlich weite Spaziergänge in der Brandungszone und abends sind wir zu weiter nichts mehr fähig, als nur noch Rommée zu spielen. Am Montag fahren wir schon wieder nachhause. Zum Baden ist es für uns schon etwas zu kalt, aber wir treten fleißig Wasser. Am Horizont zieht die Schwedenfähre dahin und wir dürfen ihr nur sehnsuchtsvoll nachschauen, denn benützen dürfen wir sie ja leider nicht. Da merkt man dann schmerzlich, wie beschränkt man doch in seinen Möglichkeiten ist.
Wie mag es Ihrer Frau Mutter gehen? Ob sie wohl den Umzug nach Karlsruhe schon vollzogen hat? Wenn ich jetzt nachhause komme, geht mal wieder die Bauerei los. Obwohl es ja sicher etwas spät ist, will ich doch das 1949 vor unserem Einzug ausgebaute Bad wieder einbauen lassen. Das gibt zwar viel Räumerei und noch mehr Schmutz, aber dann wird auch alles viel bequemer. Schrieb ich ihnen schon, daß am 12.8. meine Schwägerin in Hannover gestorben ist? Ich wußte gar nicht, daß sie ernstlich krank sei. Die Todesnachricht bekam ich am 18., gerade als ihre Trauerfeier begann. Ich habe es als sehr schmerzlich empfunden, daß ich nicht teilnehmen konnte. Jetzt gibt es von unserem Zweig der Familie außer mir niemanden mehr.
Nun wünsche ich Ihnen und Ihren Lieben einen schönen Herbst; der Sommer fiel in diesem Jahr auf einen Freitag, sagt man bei uns! Hier gibt’s als Gemüse und Obst nur Weiß- oder Rotkohl, weder Gurken, Tomaten, Möhren, Birnen oder gar Äpfel, von anderem gar nicht zu reden. Aber man lebt trotzdem noch ganz gut.
Herzliche Grüße Ihnen allen!
Ihre Christa G.

 

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