Nach Zeitraum suchen

von 
bis 
SUCHE ZEITRAUM

Brief (Transkript)

Frau W. aus Ost-Berlin an Christine M. nach Elmshorn am 12.12.1989

 

Berlin, den 12.12.89

Liebes Frl M.!

Möchte mich erst einmal für die beiden Briefe bedanken und ebenfalls für das schöne Paket welches gestern bei uns angekommen ist. Haben Sie vielen herzlichen Dank dafür. Viel sehr viel ist bei uns in den letzten Wochen passiert und wir haben Mühe dies alles zu bewältigen. Es ist haarsträubend aber trotzdem auch gut daß all die Schweinereien die im Laufe der Jahre passiert sind ans Tageslicht kommen. Gespannt aber sind wir wie dies alles aufgearbeitet wird. Riesiges Mißtrauen prägt die Bevölkerung und jeder möchte so schnell wie möglich freie Wahlen. zZ. ist es noch sehr schwer die einzelnen Gruppierungen genau einzuschätzen, denn man weiß noch viel zu wenig über sie und ihr Programm. Noch haben sie keine eigenen Medien, Räume usw. Die alte SED mag sie auch vorgeben sich gründlich zu verändern, auch wenn sie sich einen anderen Namen geben wird bleibt für uns die selbe. Dort sitzen noch all die Leute die uns all die Jahre erpreßt, gequält und unterdrückt haben. Auch das Neue Forum ist noch nicht das Wahre für uns. Dort sitzen zu viele langjährige SED Genossen die auf Grund nicht erreichter Ziele und persönliche Wünsche und Erfolge unter dem alten System rechtzeitig die Kurve gekratzt haben. Und das sind überwiegend Künstler und Interlektuelle. Also auch nicht gerade die Jenigen die uns 100% überzeugen könnten. Es bleibt abzuwarten wie es weiter geht. Schön aber ist es daß die Mauer Löcher bekommen hat. Wir waren am Samstag in West-Berlin. Ein Glanz und Glimmer es konnte einem schwindlig werden von alldem was wir zusehen bekommen haben. Bloß viel nutzen tut uns das nicht. Wir stehen da und staunen aber kaufen können wir nicht aber vielleicht ändert sich das auch noch. Ja ansonsten geht es uns soweit noch gut ob es so bleibt wird die Zukunft entscheiden. Ihnen aber möchte ich herzlichst danken für das viele Gute was sie in den vielen, vielen Jahren für uns getan haben, daß wir niemals gut machen können.

Herzlichst
Fam. W.

 

top