O. U., den 22. Aug. 1942

Liebe Mutter!

Ich erhielt heute Deine Karte vom 9.8. und muß sagen, dass Du ja recht fleißig schreibst. Will Dir daher heute gleich wieder ein paar Zeilen senden. Liege vor dem Zelt in der Abendsonne, die schon mit der Wärme recht nachlässt. Die Nächte sind schon sehr kühl und die Tage blödsinnig heiß. Habe mich in den letzten Tagen wahrscheinlich etwas erkältet, denn ich hatte heute früh etwas erhöhte Temperatur und taten mir die Glieder weh. Doch habe ich jetzt am Abend bereits wieder Appetit. Lagen glücklicherweise wieder 2 Tage auf der selben Stelle. Morgen geht es wieder weiter. Mein Hauptmann ist jedoch sehr besorgt um mich und soll ich einen Panjewagen fahren, damit ich nicht zu laufen brauche. Unser Kessel wird nun immer enger, in dem die Partisanen sitzen. Sie versuchen natürlich dauernd auszubrechen. Daher auch immerzu Schießereien. Haben heute schon viele standrechtlich erschossen, die durch die Linie gekommen waren und hinten aufgegriffen wurden. Es ist bloß gut, dass das Wetter so prächtig ist. Ist dort der Herbst auch so schön geworden? Werde nun wohl doch erst Anfang Oktober auf Urlaub fahren, da Lucie am 17.9. niederkommen soll. Wir haben diesmal unsere Stellung in einem Stoppelfeld, daher ist die Lage ziemlich hart. Dafür ist es aber des Nachts nicht so feucht, wie eine schöne Wiese. Hans ist ja nun wieder zurück. Auch Wilfried schrieb heute bereits wieder aus Russland, dass er seinen Urlaub hinter sich hat. Auch von Werner Müller kam eine Karte. Hoffentlich bekommen wir bald wieder feste Quartiere, den dies Zigeunerleben ist auf die Dauer nicht schön. Dir und Hilde herzliche Grüße

Von Deinem Kurt