O. U., den 25. August 1942.

Liebe Mutter!

Gestern erhielt ich Deine Karte vom 13.8. Hab besten Dank. Liegen heute noch in Ruhestellung, um morgen den letzten Abschnitt unsern derzeitigen Unternehmens vorzunehmen. Unsere Gegend hier, in der wie uns befinden, ist ziemlich hügelig und schön. Habe gestern sogar in einem nahen See baden können und dabei meine Wäsche gewaschen, was sehr Not tat denn ich habe sie ja bereits 14 Tage auf dem Leib gehabt und eine 2. Garnitur konnte man ja nicht mitnehmen. Morgen geht es nun durch den Sumpf und Urwald, da gibt es wieder nasse Füße. Das Wetter ist wunderschön. Liegen hier ziemlich unbekleidet im Grase vor den Zelten und sind braun wie die Neger. Unser Urlaub geht aber weiter. Nur sind die Urlauber meist 3 Tage unterwegs ehe sie den Zug in Smolensk erreichen. Ich will, wie ich wohl schon geschrieben habe, Anfang Oktober fahren. Hund u. Katze, die wir damals hatten, sind natürlich von der uns ablösenden Wehrmachtsformation mit übernommen worden. Einige Hunde sind jedoch mitgekommen und tippeln immer mit uns mit. Wo wir eigentlich nach Beendigung dieser Aktion hinkommen werden, wissen wir noch nicht. In unserem Kessel sollen 2000 Partisanen drin stecken. Vielleicht steht mal etwas im Wehrmachtsbericht, wenn die Brüder gefangen sind. Hier ist die Getreideernte im vollen Gange. Auch neue Kartoffeln werden schon gebuddelt. Nach den dortigen Verhältnissen ist hier der Ertrag natürlich nur mäßig. Es wird ja alles mit der Hand gemacht. Es könnte bedeutend mehr herausgeholt werden. Unkraut ist reichlich dazwischen. Habe gestern auch die Russen beim Dreschen mit dem Flegel beobachtet. Sie arbeiten tatsächlich wie die ersten Menschen. Während ich schreibe, hat mir der Hund meine Ölsardinen aus der Büchse gefressen! Hier wächst doch alles schneller, wie bei uns. Schade, dass es hier kein Obst gibt. Nur in den Wäldern wimmelt es voll Blaubeeren, Preißelbeeren u. Erdbeeren. Für heute herzliche Grüße, auch an Hilde, von

Deinem Kurt