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Brief (Transkript)

Gretel Zwanger an ihren Mann am 17.04.1944 (3.2013.22)

 

Tübingen den 17.April 1944



Mein lieber Hugo!

Kurz schrieb ich dir beim Zahnarzt. Wieder bekam ich eine Einlage, 14 Tage wiederkommen. Wie lange geht das noch. Bei Walter schlief Helmut noch. Wir tranken Kaffee da kamen die Kinder angesprungen. Schön war´s heute mittag im Kindergarten. Wir haben Zügle´s gespielt. So glücklich kamen sie immer vom Kindergarten, ob das auf dem Schloß auch so wäre? Als wir fertig waren gegessen, getrunken, vom Grossvater noch ein Trinkgeld hatten fuhren wir los. Zuerst will ich dir noch über die Freude schreiben, die Großmutter an deinem Brief hatte. Da hast schöne Worte geschrieben, mir hat der Brief auch gut gefallen. Dachte da werde ich zu Hause auch Post vorfinden. Deine beiden Großen fuhren neben Ute Weimer (Wagenhaus) im Schwan-Kettenkarussel. Friedrich sagte nachher, der Bauch sei ihm auf und ab, bei Rosmarie nicht. Bis wir heimkamen trafen wir viele Bekannte. Frau Kircher, sie will uns besuchen, Frl. Schick, Fr. Brettle, Lisel Brick ihre Mutter sie gab den Kindern 1 RM, die Braut der wir das Doppelzimmer haben, die den Dr. Turist vom Laz. Hat, die studiert Tropenärztin. Auch die kommt zu uns. 100g Schinken kaufte ich, den gibt’s bei Metzger Hummel, Naturschinken, wunderbar, Rosmarie meinte ich konne dir im Briefumschlag schicken. Und daheim fand ich viele Post vom 10., 11. u. 12. Da gab es nach dem Essen zu lesen, be dem Geldschein meinte ich zuerst es sein ein Abzugsbildle, schön u. sauber ist der Schein. Ich habe immer dreck. Scheine. Las auch gleich die Beilage. Wie ich laut vorlas haben mir die Kinder die Fragen gleich beantwortet. Also in meinen 4 Münden wie man so sagt gefällt es mir, verschönerst kannst du es vollends. Das Schlafzimmer liebe ich am meisten, dachte früher immer an ein dunkles Zimmer u. nun hat es Morgensonne. Friedrich d. Große da hängen beide Bilder, wo u. wie will ich nicht verraten, sonst hast du gar nichts dich überrascht. Wollte dir das gar nicht schreiben, aber du hast dran gedacht. Inzwischen wirst ja den Brief um dein Zimmer bekommen haben? Was hatte die Ahne da für einen Einfall „Hermanns Zimmer“.
Wilhelm hat noch einen Schlüssel, weil das Schloß gerichtet werden muß, die Türklinke ist weg. Wie weiß ich nicht, der Guß sah porig aus. Weißt für Ralf ist das mit dem Betrag auszufüllen u. was soll ich beim Unterhalt verlangen? Winterertrag mit 40 RM? Die Osterkärtle haben wir bekommen, uns gefreut, wie du mit soviel Liebe gemalt hast. Möbel Walter hat noch keine Mahnung geschickt. In 1 ½ Stunden war der ganze Umzug fertig ein und aus geladen. Nur die Wohnzimmermöbel u. Küche vom Keller einiges. Kaputt ging nichts, zuschanden nichts, ein klein bisle an der Vitrine, da hängte ein Stückle Holz an der Kante lose, es ist zum Hinkleben. Prima kam alles an. Die Küche müssen wir nicht mehr richten lassen, Herr Lerineff war glücklich über so eine sauber geputzte Wohnung, Wie hat da Großmutter geschafft. Wie lange eine Erhöhung dauert weiß ich nicht. Wann das sein wird auch nicht, gab heute den Schein ab, rechne etwa […] 8 Wochen. Hoch-Mössingen liegt im Nagoldtal, wo sie wohl hinkommen? Jetzt denke ich nur, wie wird es mit dem Urlaub, vor od. hinterher? Wgen dem Gärtle schrieb ich dir schon, hab einen Dämpfer. Friedrich weiß daß Herr Motze schimpft. Rosmarie ist ganz gesund sagte Dr. Ederle, nur bei Friedrich sei noch etwas zu hören. Da muß ich aufpassen. Daher auch daß er oft müde ist. Gut, daß ich es weiß. Von Weller weiß ich nur soviel, daß er mit Eisenstehle einen Prozeß führte od. umgekehrt, u. daß er sich dann erschossen habe. Sonst ist mir nicht bekannt, vielleicht daß durch den Angriff Stahl nicht zufrieden war, so schlimm ist Stahles Haus nicht getroffen. Dann wiß ich zu […] gehe sehe ich erst wie es ausschaut, Barbarino steht nichts mehr, mit Lastautos ziehen sie Balken raus, In der Neckargasse Adolf-Hitlerstr. stinkts nach Raub- od. Neubau. Stiftskirche sind die Chorfenster kaputt, Dach abgedeckt Neckarbrücke da ist die Brüstung am Pfannkuch u. Neckarmühle weg. Um ein bisle hätte es die Neckarbrücke getroffen. 13 Jahre kennen u. lieben wir uns, diesen Tag werden wir nie vergessen und von Anfang an habe ich dich gern gehabt. Wie ich vorlas, auf der Veranda kann es nicht nicht schlimm sein, hinausfallen können sie nicht, da sagte Friedrich er sei schon hinaufgestanden wie Herr Souenberg als er die Antenne anschloß. Das hätte ich nie gedacht u. sage des den zwei so oft.
[…] ist das Schönste u. nimmer heraus. Die drei beieinander das ist lustig u. ich freue mich wenn du mitdabei sein kannst. Fr. Müller sagte sie habe einen Gasofen, soll ich sie bei uns baden lassen als Gefälligkeit, mit dem schlechten Gasdruck wird kein Wasser warm. Bei Hagemanns mu0 ich mich noch bedanken. Helmut schläft im Schlafzimmer, die Großen im hintern Stüble, schwätzen lange miteinander. Mein Zimmerle, sagt Friedrich, jetzt schläft Rosmarie in meinem Zimmerle.
Bin noch zu Brodbeck, frug ob er mir die Frei-Antenne legt. Nein, da werden sie zur Zeit gestraft. Er guckt, meint die Zimmerantenne würde genügen. […] im Wohnzimmer hängt die ausgesägte Lampe in der Mitte des Zimmers, hatte sie gern überm Tisch, hab eine 100 W. Birne, denke soll ich liebe die Zuglampe früher Küchenlampe, war in Friedrichs Zimmer hierher nehmen? Brodbeck kommt vorbei.
Nun mein liebster Hugo „Gute Nacht“

Dich Liebes grüßt u. küßt deine Gretel.
Es grüßen dich die Kinder.

Wohl fühlen sie sich im neuen Heim
Friedrich hätte gerne sein Zimmerle für sich. Sein Schreibtisch steht nun hier in der Stube, Rosmaries Bett hinten.


Viele, viele Grüße.
Morgen will ich flicken. Am Donnerstag kommen die Eltern den ganzen Tag zu mir will die Holztruhe in den Ausstellungsraum hinten hin stellen u. Wäsche u.s.w. einpacken. Hast du zu der großen eisernen Schatulle einen Schlüssel? Die könnte ich mit den wichtigsten Sachen dazu tun auch Ahnenpaß u.s.w. einen Anzug 1 p. Schuhe von dir


17.4.44
Mein lieber Hugo!
Will dir beim Zahnarzt ein bisle schreiben, sind nur 5 Leute hier auch die Tischler nun Pasch. Bin heute morgen mit den Kindern zu Dr. Erdele, ließ das Formular ausstellen. Er sagte bei Rosmarie ist nichts mehr zu hören aber bei Friedrich das hätte ich garnicht gedacht. Bei ihm also, da will ich aufpassen. Zwei Stunden sa0en wir dort, anfangs sind die Kinder brav, dann aber werden sie wie Quecksilber. Will sehen wohin sie kommen Freudenstadt od. Hoch-mössingen? Durch die Allee sind wir heim, nur das Schwanenkarussel ist da die Stände für den Jahrmarkt werden dort aufgeschlagen bei Trautwein u. Stummler beginnend. Morgen ist Jahrmarkt. Bei der Großmutter stand schon ein gutes Essen Sauerkrauft, Kartoffelbrei, Spätzle. Da beneiden uns manche, daß wir immer zu den Großeltern können. Schickte Friedrich u. Rosmarie in den Kindergarten, bin zur NSV u. gab das Schreiben her zu Köhler holte das Scherle.

 

 



Ansicht des Briefes

 

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