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Brief (Transkript)

Gretel Zwanger an ihren Mann am 27.09.1943 (2.2013.22)

 

27. Sept. 1943


Mein lieber Hugo!

Heute morgen erhielt ich einen langen Brief von dir, lieber Hugo. Bin daraufhin gleich zur Großmutter, zahlte auf der Post die 40 RM ein. Nächsten Monat schicke ich dir wieder 40 RM, hab schon 5 Postanweisungen geholt. Dachte ich sollte dem Motze gelegentlich noch etwas zum Rauchen bringen, wenn er mir es nur bald machen würde. Wie an unserm Umzug am Freitag. Weiß nun selber nicht was ich zu den Zigaretten sagen soll, diesen Monat holte ich keine, frag den nächsten wieder bei Fr. Nagel. Mit den Birnen von Schellinger unten […] bei Eppensteiners wurde es nichts. Gestern abend bin ich dem Leiterwagen losgegangen, den Zwetschgenkorb darauf u. Rosmarie. Friedrich schob Helmut, ein Weilchen durfte auch er aufsitzen u. ich schob u. zog alles. Wir trafen Fritz Braun, er besann sich was er tun soll, ins Kino entschloß er sich. Daheim fing die Arbeit an mit Tomatenmark machen. Friedrich hat mir dieß gewaschen. Von ihren guten Bonbons bekamen sie gestern zwei, sie leerten ihr Schächtele öfters u. guckten alls an. Eines nahm ich als ich gegen elf Uhr fertig war. Hab 24 Fläschle Tomatenmark im Ganzen. Heute morgen bin ich hinter die Zwetschgen. Da fehlte mir der Thermometer in den Eindünstkessel, holte ich bei der Großmutter als die Post da war. Bin noch zu Blessing wegen Bodenwachs, nichts, bei allem was mir fehlt denke ich an dich, weißes od. helles Bodenwachs gibt es denn das auch noch. Wieso gibt es denn in Belgien noch so viele Sachen? Inzwischen waren die Kinder brav, hatte sie zum Zwetschgen ausmachen hingesetzt. Viel taten sie nicht, ihre Bonbonspäckchen hatten sie in der Hand. Kannst dir denken, wie ungern sich Rosmarie dieß nehmen läßt. 20 Pfund Gesülz kochte ich brauche dazu nur 4 Pfund Zucker u. das kocht jetzt noch. Werk machte meinen großen Topf füllen, 4 große Gläser hab ich eingedünstet, hab an allem meine Freude. Für dich im Urlaub, denke ich dabei, alles sollst du probieren. Wie arg freuen wir uns darauf. Am Mittag […] kam die Großmutter zum Helfen. Die Kinder lagen im Freien, Helmut u. Rosmarie im Bettle, Friedrich im Liegestuhl, denn das Schlafzimmer kam dran. Immer hat Großmutter bei uns viel Arbeit, wie putzte sie, sagte so gut gehe es ihr nie wie der Ahne, wenn sie herauskommt gibts Arbeit. Bald kommen die Dreie ins Bett, ohne Mittagsschlaf werden sie frech. Sie sagten zur Großmutter sie dürfe nicht da bleiben, soll heim u.s.w. Dann wurde es um uns ruhiger. Mit eine Freude räumten wir unserm Ständer frisch ein, wir haben Sachen genug u. man sucht alles wenn ein Kruscht ist. Dann vor dem Dunkelwerden ging Großmutter heim. Es war ein schöner Mittag, es wird alles sauber. Und an unserm Hochzeitstag werde ich nicht hier sein. Am Donnerstag abend holt man Friedrich u. am Freitagmorgen gehen wir hinaus. Du kannst also die Post vorerst in die Mathildenstr. schicken. Die Schnitze brachte Großmutter mit, Herr Strobel hat sie schön gedörrt, umsonst, gut schmecken sie, es gab ein kleines Säckle, die gehen halt noch gut. Jetzt haben wir doch etwas vom Burgholz. Wenn (Andres) um Zwetschgen schreibt? Schrieb ihm eine Karte u. hab keine Antwort bekommen. Auf einmal solange Mutter fort ist. Die würde ich dörren, man kann nun im Gaswerk. Schäumle brachte Großmutter u. die haben Fr. u. Ros. geschleckt, noch mehr, bis alles leer war. Helmut schrie zur Unterhaltung heute mittag, wir hängten die Kleide(r) hinaus u. die Betten. Morgen kommt die Stube dran, legen den Teppich, stelle das neue Bettchen auf, meine nur du müßtest bald kommen. Dann am Mittwoch die dreckige Küche.
Jetzt will ich noch Gesülz rühren, es riecht so gut im Haus nach den Zwetschgen. Die Hausfrau hat schon gesagt man riecht das Gesülz. Zwetschgen essen die Kinder so gern, immer wieder holt Friedrich eine Handvoll, beschämt denke ich an diese, die u einmal von Eßlingen geschickt hast u. als du in Sonntagsurlaub kamst waren sie weg. Das kann ich nicht vergessen das tut mir so leid.

Dir liebster, guter Hugo sende ich viele herzliche Grüße

Deine Gretel

 

 



Ansicht des Briefes

 

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